Anfang April sorgten Donald Trumps Ankündigungen, weltweit Zölle zu erheben, für Kursrutsche an Börsen. Es folgten einige der verlustreichsten Handelstage seit langem. Angst, Unsicherheit und Sorge machten sich breit.

Normalerweise flüchten Anleger unter diesen Umständen in „sichere Häfen“ wie den US-Dollar oder US-Staatsanleihen. Nicht so in diesem Fall. Es schienen nicht nur die Börsenkurse zu wanken, sondern auch das Vertrauen der Anleger in die USA.

Grund genug zu sich fragen: Warum ist Vertrauen für das Funktionieren der Finanzmärkte so wichtig? Wieso spielen die USA dabei eine so maßgebliche Rolle? Und wie kann beschädigtes Vertrauen nach Ereignissen wie Anfang April wieder aufgebaut werden?

Vertrauen: die Basis jeder Transaktion

Beinahe täglich bezahlen wir mit Scheinen, Münzen und EC-Karten für Waren und Dienstleistungen, im Vertrauen darauf, dass die andere Seite ihren Teil des Vertrags erfüllen wird. Diese akzeptiert dafür unser Geld, im Vertrauen darauf, dass dieses später für andere Transaktionen als Tauschmittel verwendet werden kann.

Neben der Funktion als Zahlungsmittel und Recheneinheit muss Geld daher als Wertspeicher funktionieren und dafür haltbar und wertbeständig sein. Früher nutzte man zu diesen Zwecken Warengeld, zunächst Naturalien wie Tabak oder Reis, später dann Edelmetalle wie Gold oder Silber. Seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems 1971 gibt es jedoch keine Währung mehr, die ihren Wert durch die Deckung mit physischen Gütern wie Gold oder Silber erhält. Die in Umlauf befindlichen Banknoten und Münzen haben keinen echten inneren Wert (Fiatgeld), sondern gewinnen den ihnen zugeschriebenen Wert erst durch das Vertrauen in ihre Werthaltigkeit und die dahinterstehenden Staaten und Institutionen.

Weltweit gibt es aktuell über 160 Fiatwährungen. Die bekannteste ist der US-Dollar, der als internationale Leitwährung gilt.

Zentralbanken: Hüterinnen des Vertrauens

Eine maßgebliche Institution zur Aufrechterhaltung des Vertrauens in eine Währung ist die Zentralbank eines Landes oder Währungsraums und deren Unabhängigkeit von der Politik. Die Zentralbank steuert die in Umlauf befindliche Geldmenge und bestimmt den Einlagenzinssatz für Banken. Durch diese Maßnahmen kann die Zentralbank unter anderem indirekt die Inflationsrate beeinflussen und somit das Vertrauen in die Werterhaltungsfunktion des Geldes zu einem gewissen Grad formen.

In Europa ist es sogar das primäre Mandat der EZB, für Preisstabilität zu sorgen, während die Zentralbank in den USA (Fed) ein duales Mandat hat und gleichzeitig für Preisstabilität und maximale Beschäftigung sorgen soll. Die Unabhängigkeit der Institution spielt dabei eine besonders wichtige Rolle, denn die Interessen der Zentralbank bei ihrer Mandatserfüllung und die Interessen der Politik, die Ausgabenerhöhungen gerne über Schulden finanziert, divergieren oft. Was passieren kann, wenn die Unabhängigkeit nicht mehr gewährleistet ist, zeigen zahlreiche Beispiele: Durch Monetarisierung höherer Staatsverschuldungen steigt das Inflationsrisiko enorm und Preise klettern in schwindelerregende Höhen, was am Ende den wirtschaftlichen Kollaps zur Folge haben kann. Prominente Beispiele sind die Hyperinflation in der Weimarer Republik 1923 oder in jüngerer Geschichte die Hyperinflation in der Türkei seit 2022.

Daher ist mit Sorge zu betrachten, dass Regierungen immer mehr Einfluss auf Zentralbanken nehmen. Dies betrifft nicht nur Entwicklungs- und Schwellenländer, die grundsätzlich schwächere Institutionen haben, sondern auch Europa und die USA. So werden Vorsitzende und oft auch Rats- oder Direktoriumsmitglieder der Zentralbank in der Regel von den jeweiligen Regierungen ernannt. Dadurch entsteht ein problematisches Personalkarussell zwischen Zentralbank und Regierung mit verschwimmenden Grenzen zwischen Geldpolitik und Fiskalpolitik. Dies kann sich schnell auf die Glaubwürdigkeit einer Währung auswirken, was insbesondere in Zeiten von Unsicherheit und Volatilität sichtbar wird.

Sichere Häfen: selbst in Krisenzeiten stabil

Krisen, Rezessionen und Kursschwankungen sind Teil der Börsenzyklen. In turbulenten und stressigen Marktphasen mit vermehrter Unsicherheit und Volatilität suchen Anleger traditionell Zuflucht in sogenannten sicheren Häfen. Dabei handelt es sich um Anlagen oder Währungen, denen eine besonders hohe Werterhaltungsfunktion zugeschrieben wird. Oder anders ausgedrückt: Das Vertrauen in diese Anlagen und Währungen ist sehr hoch.

Unter den Fiatwährungen gilt besonders der US-Dollar als robust und widerstandsfähig, bei Wertpapieranlagen US-Staatsanleihen.

Im 20. Jahrhundert wurde der US-Dollar zur Leit- und Reservewährung und des globalen Wirtschafts- und Finanzsystems. Der internationale Handel, wie zum Beispiel der Rohstoffhandel, wird in der ganzen Welt vorwiegend in US-Dollar abgerechnet. Zentralbanken halten einen großen Teil ihrer Devisenreserven in US-Dollar, denn US-Staatsanleihen (Treasuries) gelten weltweit als eine der sichersten und liquidesten Anlageformen, garantiert durch die wirtschaftliche Macht der USA.

Kommt es zu Krisen oder Unruhen, so parken Anleger ihre Gelder in der Regel vermehrt in US-Dollar. Dies führt zu einer Aufwertung des US-Dollars sowie zu steigenden Kursen der US-Staatsanleihen.

Gut für die Anleger, die Sicherheit suchen, und zinstechnisch gut für die USA: Steigende Kurse bedeuten sinkende Anleiherenditen. Das wiederum bedeutet, dass die USA ihre wachsende Verschuldung zu geringen Zinsen finanzieren können.

So groß ist das Vertrauen der Anleger in die USA, dass US-Treasuries in jeder Krise als sicherer Hafen gekauft wurden. Dies galt selbst dann, wenn der Ursprung der Krise mit den USA in Verbindung stand, wie z.B. bei der Weltfinanzkrise 2008.

Vertrauen auf dem Prüfstand

Doch das scheinbar unerschütterliche Vertrauen der Anleger in die USA steht nun zunehmend auf dem Prüfstand. Bereits im Präsidentschaftswahlkampf kündigte US-Präsident Donald Trump an, weitreichende Zölle auf Warenimporte erheben zu wollen. So wollte er dem strukturellen Defizit der US-Handelsbilanz entgegenwirken, das aus Sicht der US-Regierung Arbeitsplätze in den USA gefährdet und die Abhängigkeit von ausländischen Produzenten verstärkt.

Anfang Februar unternahm Trump erste Schritte, seine Absicht in die Tat umzusetzen.  Neben der Erhöhung der Zölle von 10 % auf 20 % auf chinesische Importe und Zöllen von 25 % auf Stahl- und Aluminiumimporte wurden auch Waren aus Mexiko und Kanada mit einem Zollsatz von 25 % belegt. Damit brach Trump selbst den in seiner ersten Legislaturperiode abgeschlossenen Freihandelsdeal. Das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der USA erhielt einen ersten Dämpfer.

Doch der folgende Schlagabtausch mit den Regierungen der einzelnen Staaten schien glimpflich abzulaufen. Investoren vertrauten weiterhin darauf, dass Trump mit seinen Plänen eine gewisse Strategie verfolgte, nämlich die Gegenseite an den Verhandlungstisch zu zwingen und den USA dort eine gute Ausgangsposition zu verschaffen.

Bieten die USA im Handelskrieg noch Schutz?

Doch als die erratische Handelspolitik Trumps Anfang April am sogenannten „Liberation Day“ in beispiellosen Zollankündigungen gipfelte, wurde ein weltweiter Kursrutsch an den Börsen ausgelöst.

Insbesondere die Formel, nach der die Zölle berechnet wurden, zeugte eher von Ignoranz als von Sachkenntnis und stellte das Vertrauen der Anleger in die Rolle der USA als sicherer Hafen erneut auf die Probe. Diesmal waren die Folgen gravierender. Börsenkurse brachen ein, ebenso der Dollarkurs. Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten folgten. Internationale Anleger flüchteten nicht in US-Staatsanleihen, sondern zogen vielmehr Kapital aus den USA ab. Hedgefonds mussten in den Marktturbulenzen Zwangsverkäufe tätigen. In der Folge rutschten die Kurse von Treasuries ab und die Renditen stiegen an. Für die amerikanische Regierung bedeutete dies, dass neue Staatsschulden teurer wurden. Der altbewährte Mechanismus der Flucht in US-Staatsanleihen als sicheren Hafen war ausgehebelt.

Auf diese Konsequenzen schien die Regierung von Trump nicht vorbereitet. Eine weitere erratische Phase folgte, in der die Zollankündigungen zum großen Teil für 90 Tage ausgesetzt wurden. Doch der Schaden war angerichtet: Das Vertrauen in die USA war massiv erschüttert. Gerüchte darüber, dass Trump und seine Vertrauten mit dem Auf und Ab an der Börse persönlich Gewinn gemacht hatten wie beim „Pump and Dump“ der Kryptowährung des Trump-Memecoins zu Beginn des Jahres verstimmten Anleger weiter und kosteten zusätzliches Vertrauen. Darüber hinaus säten wiederholte Forderungen Trumps nach Zinssenkungen und der Entlassung von Fed-Chef Powell Zweifel an der Unabhängigkeit der US-Notenbank mit entsprechenden Auswirkungen.

Konflikt entschärft – und das Vertrauen?

Die Folge: Seit Trumps Amtseinführung hat der US-Dollar gegenüber dem Euro rund 10 % verloren (siehe Abbildung 1) und notiert auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Unternehmen und Verbraucher sind verunsichert und verhalten sich entsprechend.

Im Gegensatz zum Dollarkurs hat sich der Aktienmarkt vergleichsweise schnell wieder von dem Zoll-Schock Anfang April erholt. Zwischenzeitliches Zurückrudern Trumps und die Ankündigung, die meisten Zölle für 90 Tage auszusetzen und Verhandlungen aufzunehmen, beruhigten Anleger.

Großbritannien hatte als erstes Land am 8. Mai ein Handelsabkommen mit den USA abgeschlossen. Weiter wurde kommuniziert, dass mit zahlreichen Ländern Verhandlungen liefen. Im Juli wurden an diese Länder Briefe mit Zollankündigungen ab dem 1. August versendet. Dies wurde vom Markt als Aufforderung gedeutet, die Verhandlungen abzuschließen. So kam es tatsächlich auch. Innerhalb kurzer Zeit wurden zahlreiche „Deals“ abgeschlossen: Am 2. Juli wurde ein „Deal“ mit Vietnam verkündet, am 15. Juli mit Indonesien, am 22. Juli mit den Philippinen, am 22. Juli mit Japan, am 27. Juli mit der EU und am 30. Juli mit Südkorea. Mit China gibt es seit Mai eine temporäre Vereinbarung. So weit, so gut.

Das Bild zeigt ein Diagramm mit der Entwicklung des US-Dollar-Index seit 2020- Seit Trumps Einführung hat der Dollar rund 10 % verloren.

Abbildung 1: US-Dollar-Index im Zeitraum 01.01.2020 bis 31.07.2025. Der US-Dollar-Index (DXY) misst den Wert des US-Dollars im Vergleich zu einem Währungskorb aus sechs wichtigen Währungen: Euro (EUR), Japanischer Yen (JPY), Britisches Pfund (GBP), Kanadischer Dollar (CAD), Schwedische Krone (SEK) und Schweizer Franken (CHF). Quelle: LSEG Workspace

Schaden hat das Vertrauen aber dennoch erlitten. So fragen sich die Marktteilnehmer, ob die Angelegenheit wirklich abgeschlossen ist oder ob die Zollstreitigkeiten wieder aufkeimen werden. Denn eins wurde klar: Auch die von Trump selbst abgeschlossenen Handelsabkommen gelten nicht auf Dauer. Eine gewisse Unberechenbarkeit besteht also weiter.

Am Anleihemarkt bleibt das Misstrauen groß. Als letzte der großen Ratingagenturen stufte Moody’s die Bonität der USA leicht herab. Die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen übersprang die Grenze von 5 %. Neue Staatsschulden werden für die USA teurer und Anleger fragen sich weiter, ob die USA wirklich noch ein sicherer Hafen sind.

Auf der Suche nach neuen sicheren Häfen oder mühseliger Vertrauensaufbau?

Ungebrochen groß ist in diesen Zeiten die Nachfrage nach Gold, sowohl unter Zentralbanken als auch unter anderen Käufern. Durch ihren intrinsischen Wert dienen Edelmetalle wie Gold oder Silber für viele Anleger traditionell als sichere Häfen. Bereits seit 2023 stieg der Goldpreis auf immer neue Höhen. 2025 verstärkte sich die Entwicklung und der Preis des Edelmetalls legte seit Jahresbeginn nochmals um über 20 % zu. Doch auch Investments in Gold waren in der Vergangenheit nicht ohne Risiken (siehe auch https://riv.de/gold-als-geldanlage-sinnvoll/). Das gleiche gilt für die gelegentlich als Alternative ins Spiel gebrachten Kryptowährungen (siehe auch https://riv.de/kryptowaehrungen-digitales-gold-oder-blase/).

Der Blick bleibt also auf die USA gerichtet. Was sich die Märkte und Anleger von dort jetzt wünschen: Eine Politik, die das erschütterte Vertrauen wiederherstellt. Dazu gehören Transparenz, offene und klare Kommunikation sowie Beständigkeit und Verlässlichkeit.

Vertrauen ist schwer gewonnen und leicht verspielt. Doch gerade die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass es eine der wichtigsten Währungen bleibt, sowohl im Handel als auch im Umgang miteinander.

Anfang April sorgten Donald Trumps Ankündigungen, weltweit Zölle zu erheben, für Kursrutsche an Börsen. Es folgten einige der verlustreichsten Handelstage seit langem. Angst, Unsicherheit und Sorge machten sich breit.

Normalerweise flüchten Anleger unter diesen Umständen in „sichere Häfen“ wie den US-Dollar oder US-Staatsanleihen. Nicht so in diesem Fall. Es schienen nicht nur die Börsenkurse zu wanken, sondern auch das Vertrauen der Anleger in die USA.

Grund genug zu sich fragen: Warum ist Vertrauen für das Funktionieren der Finanzmärkte so wichtig? Wieso spielen die USA dabei eine so maßgebliche Rolle? Und wie kann beschädigtes Vertrauen nach Ereignissen wie Anfang April wieder aufgebaut werden?

Vertrauen: die Basis jeder Transaktion

Beinahe täglich bezahlen wir mit Scheinen, Münzen und EC-Karten für Waren und Dienstleistungen, im Vertrauen darauf, dass die andere Seite ihren Teil des Vertrags erfüllen wird. Diese akzeptiert dafür unser Geld, im Vertrauen darauf, dass dieses später für andere Transaktionen als Tauschmittel verwendet werden kann.

Neben der Funktion als Zahlungsmittel und Recheneinheit muss Geld daher als Wertspeicher funktionieren und dafür haltbar und wertbeständig sein. Früher nutzte man zu diesen Zwecken Warengeld, zunächst Naturalien wie Tabak oder Reis, später dann Edelmetalle wie Gold oder Silber. Seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems 1971 gibt es jedoch keine Währung mehr, die ihren Wert durch die Deckung mit physischen Gütern wie Gold oder Silber erhält. Die in Umlauf befindlichen Banknoten und Münzen haben keinen echten inneren Wert (Fiatgeld), sondern gewinnen den ihnen zugeschriebenen Wert erst durch das Vertrauen in ihre Werthaltigkeit und die dahinterstehenden Staaten und Institutionen.

Weltweit gibt es aktuell über 160 Fiatwährungen. Die bekannteste ist der US-Dollar, der als internationale Leitwährung gilt.

Zentralbanken: Hüterinnen des Vertrauens

Eine maßgebliche Institution zur Aufrechterhaltung des Vertrauens in eine Währung ist die Zentralbank eines Landes oder Währungsraums und deren Unabhängigkeit von der Politik. Die Zentralbank steuert die in Umlauf befindliche Geldmenge und bestimmt den Einlagenzinssatz für Banken. Durch diese Maßnahmen kann die Zentralbank unter anderem indirekt die Inflationsrate beeinflussen und somit das Vertrauen in die Werterhaltungsfunktion des Geldes zu einem gewissen Grad formen.

In Europa ist es sogar das primäre Mandat der EZB, für Preisstabilität zu sorgen, während die Zentralbank in den USA (Fed) ein duales Mandat hat und gleichzeitig für Preisstabilität und maximale Beschäftigung sorgen soll. Die Unabhängigkeit der Institution spielt dabei eine besonders wichtige Rolle, denn die Interessen der Zentralbank bei ihrer Mandatserfüllung und die Interessen der Politik, die Ausgabenerhöhungen gerne über Schulden finanziert, divergieren oft. Was passieren kann, wenn die Unabhängigkeit nicht mehr gewährleistet ist, zeigen zahlreiche Beispiele: Durch Monetarisierung höherer Staatsverschuldungen steigt das Inflationsrisiko enorm und Preise klettern in schwindelerregende Höhen, was am Ende den wirtschaftlichen Kollaps zur Folge haben kann. Prominente Beispiele sind die Hyperinflation in der Weimarer Republik 1923 oder in jüngerer Geschichte die Hyperinflation in der Türkei seit 2022.

Daher ist mit Sorge zu betrachten, dass Regierungen immer mehr Einfluss auf Zentralbanken nehmen. Dies betrifft nicht nur Entwicklungs- und Schwellenländer, die grundsätzlich schwächere Institutionen haben, sondern auch Europa und die USA. So werden Vorsitzende und oft auch Rats- oder Direktoriumsmitglieder der Zentralbank in der Regel von den jeweiligen Regierungen ernannt. Dadurch entsteht ein problematisches Personalkarussell zwischen Zentralbank und Regierung mit verschwimmenden Grenzen zwischen Geldpolitik und Fiskalpolitik. Dies kann sich schnell auf die Glaubwürdigkeit einer Währung auswirken, was insbesondere in Zeiten von Unsicherheit und Volatilität sichtbar wird.

Sichere Häfen: selbst in Krisenzeiten stabil

Krisen, Rezessionen und Kursschwankungen sind Teil der Börsenzyklen. In turbulenten und stressigen Marktphasen mit vermehrter Unsicherheit und Volatilität suchen Anleger traditionell Zuflucht in sogenannten sicheren Häfen. Dabei handelt es sich um Anlagen oder Währungen, denen eine besonders hohe Werterhaltungsfunktion zugeschrieben wird. Oder anders ausgedrückt: Das Vertrauen in diese Anlagen und Währungen ist sehr hoch.

Unter den Fiatwährungen gilt besonders der US-Dollar als robust und widerstandsfähig, bei Wertpapieranlagen US-Staatsanleihen.

Im 20. Jahrhundert wurde der US-Dollar zur Leit- und Reservewährung und des globalen Wirtschafts- und Finanzsystems. Der internationale Handel, wie zum Beispiel der Rohstoffhandel, wird in der ganzen Welt vorwiegend in US-Dollar abgerechnet. Zentralbanken halten einen großen Teil ihrer Devisenreserven in US-Dollar, denn US-Staatsanleihen (Treasuries) gelten weltweit als eine der sichersten und liquidesten Anlageformen, garantiert durch die wirtschaftliche Macht der USA.

Kommt es zu Krisen oder Unruhen, so parken Anleger ihre Gelder in der Regel vermehrt in US-Dollar. Dies führt zu einer Aufwertung des US-Dollars sowie zu steigenden Kursen der US-Staatsanleihen.

Gut für die Anleger, die Sicherheit suchen, und zinstechnisch gut für die USA: Steigende Kurse bedeuten sinkende Anleiherenditen. Das wiederum bedeutet, dass die USA ihre wachsende Verschuldung zu geringen Zinsen finanzieren können.

So groß ist das Vertrauen der Anleger in die USA, dass US-Treasuries in jeder Krise als sicherer Hafen gekauft wurden. Dies galt selbst dann, wenn der Ursprung der Krise mit den USA in Verbindung stand, wie z.B. bei der Weltfinanzkrise 2008.

Vertrauen auf dem Prüfstand

Doch das scheinbar unerschütterliche Vertrauen der Anleger in die USA steht nun zunehmend auf dem Prüfstand. Bereits im Präsidentschaftswahlkampf kündigte US-Präsident Donald Trump an, weitreichende Zölle auf Warenimporte erheben zu wollen. So wollte er dem strukturellen Defizit der US-Handelsbilanz entgegenwirken, das aus Sicht der US-Regierung Arbeitsplätze in den USA gefährdet und die Abhängigkeit von ausländischen Produzenten verstärkt.

Anfang Februar unternahm Trump erste Schritte, seine Absicht in die Tat umzusetzen.  Neben der Erhöhung der Zölle von 10 % auf 20 % auf chinesische Importe und Zöllen von 25 % auf Stahl- und Aluminiumimporte wurden auch Waren aus Mexiko und Kanada mit einem Zollsatz von 25 % belegt. Damit brach Trump selbst den in seiner ersten Legislaturperiode abgeschlossenen Freihandelsdeal. Das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der USA erhielt einen ersten Dämpfer.

Doch der folgende Schlagabtausch mit den Regierungen der einzelnen Staaten schien glimpflich abzulaufen. Investoren vertrauten weiterhin darauf, dass Trump mit seinen Plänen eine gewisse Strategie verfolgte, nämlich die Gegenseite an den Verhandlungstisch zu zwingen und den USA dort eine gute Ausgangsposition zu verschaffen.

Bieten die USA im Handelskrieg noch Schutz?

Doch als die erratische Handelspolitik Trumps Anfang April am sogenannten „Liberation Day“ in beispiellosen Zollankündigungen gipfelte, wurde ein weltweiter Kursrutsch an den Börsen ausgelöst.

Insbesondere die Formel, nach der die Zölle berechnet wurden, zeugte eher von Ignoranz als von Sachkenntnis und stellte das Vertrauen der Anleger in die Rolle der USA als sicherer Hafen erneut auf die Probe. Diesmal waren die Folgen gravierender. Börsenkurse brachen ein, ebenso der Dollarkurs. Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten folgten. Internationale Anleger flüchteten nicht in US-Staatsanleihen, sondern zogen vielmehr Kapital aus den USA ab. Hedgefonds mussten in den Marktturbulenzen Zwangsverkäufe tätigen. In der Folge rutschten die Kurse von Treasuries ab und die Renditen stiegen an. Für die amerikanische Regierung bedeutete dies, dass neue Staatsschulden teurer wurden. Der altbewährte Mechanismus der Flucht in US-Staatsanleihen als sicheren Hafen war ausgehebelt.

Auf diese Konsequenzen schien die Regierung von Trump nicht vorbereitet. Eine weitere erratische Phase folgte, in der die Zollankündigungen zum großen Teil für 90 Tage ausgesetzt wurden. Doch der Schaden war angerichtet: Das Vertrauen in die USA war massiv erschüttert. Gerüchte darüber, dass Trump und seine Vertrauten mit dem Auf und Ab an der Börse persönlich Gewinn gemacht hatten wie beim „Pump and Dump“ der Kryptowährung des Trump-Memecoins zu Beginn des Jahres verstimmten Anleger weiter und kosteten zusätzliches Vertrauen. Darüber hinaus säten wiederholte Forderungen Trumps nach Zinssenkungen und der Entlassung von Fed-Chef Powell Zweifel an der Unabhängigkeit der US-Notenbank mit entsprechenden Auswirkungen.

Konflikt entschärft – und das Vertrauen?

Die Folge: Seit Trumps Amtseinführung hat der US-Dollar gegenüber dem Euro rund 10 % verloren (siehe Abbildung 1) und notiert auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Unternehmen und Verbraucher sind verunsichert und verhalten sich entsprechend.

Das Bild zeigt ein Diagramm mit der Entwicklung des US-Dollar-Index seit 2020- Seit Trumps Einführung hat der Dollar rund 10 % verloren.

Abbildung 1: US-Dollar-Index im Zeitraum 01.01.2020 bis 31.07.2025. Der US-Dollar-Index (DXY) misst den Wert des US-Dollars im Vergleich zu einem Währungskorb aus sechs wichtigen Währungen: Euro (EUR), Japanischer Yen (JPY), Britisches Pfund (GBP), Kanadischer Dollar (CAD), Schwedische Krone (SEK) und Schweizer Franken (CHF). Quelle: LSEG Workspace

Im Gegensatz zum Dollarkurs hat sich der Aktienmarkt vergleichsweise schnell wieder von dem Zoll-Schock Anfang April erholt. Zwischenzeitliches Zurückrudern Trumps und die Ankündigung, die meisten Zölle für 90 Tage auszusetzen und Verhandlungen aufzunehmen, beruhigten Anleger.

Großbritannien hatte als erstes Land am 8. Mai ein Handelsabkommen mit den USA abgeschlossen. Weiter wurde kommuniziert, dass mit zahlreichen Ländern Verhandlungen liefen. Im Juli wurden an diese Länder Briefe mit Zollankündigungen ab dem 1. August versendet. Dies wurde vom Markt als Aufforderung gedeutet, die Verhandlungen abzuschließen. So kam es tatsächlich auch. Innerhalb kurzer Zeit wurden zahlreiche „Deals“ abgeschlossen: Am 2. Juli wurde ein „Deal“ mit Vietnam verkündet, am 15. Juli mit Indonesien, am 22. Juli mit den Philippinen, am 22. Juli mit Japan, am 27. Juli mit der EU und am 30. Juli mit Südkorea. Mit China gibt es seit Mai eine temporäre Vereinbarung. So weit, so gut.

Schaden hat das Vertrauen aber dennoch erlitten. So fragen sich die Marktteilnehmer, ob die Angelegenheit wirklich abgeschlossen ist oder ob die Zollstreitigkeiten wieder aufkeimen werden. Denn eins wurde klar: Auch die von Trump selbst abgeschlossenen Handelsabkommen gelten nicht auf Dauer. Eine gewisse Unberechenbarkeit besteht also weiter.

Am Anleihemarkt bleibt das Misstrauen groß. Als letzte der großen Ratingagenturen stufte Moody’s die Bonität der USA leicht herab. Die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen übersprang die Grenze von 5 %. Neue Staatsschulden werden für die USA teurer und Anleger fragen sich weiter, ob die USA wirklich noch ein sicherer Hafen sind.

Auf der Suche nach neuen sicheren Häfen oder mühseliger Vertrauensaufbau?

Ungebrochen groß ist in diesen Zeiten die Nachfrage nach Gold, sowohl unter Zentralbanken als auch unter anderen Käufern. Durch ihren intrinsischen Wert dienen Edelmetalle wie Gold oder Silber für viele Anleger traditionell als sichere Häfen. Bereits seit 2023 stieg der Goldpreis auf immer neue Höhen. 2025 verstärkte sich die Entwicklung und der Preis des Edelmetalls legte seit Jahresbeginn nochmals um über 20 % zu. Doch auch Investments in Gold waren in der Vergangenheit nicht ohne Risiken (siehe auch https://riv.de/gold-als-geldanlage-sinnvoll/). Das gleiche gilt für die gelegentlich als Alternative ins Spiel gebrachten Kryptowährungen (siehe auch https://riv.de/kryptowaehrungen-digitales-gold-oder-blase/).

Der Blick bleibt also auf die USA gerichtet. Was sich die Märkte und Anleger von dort jetzt wünschen: Eine Politik, die das erschütterte Vertrauen wiederherstellt. Dazu gehören Transparenz, offene und klare Kommunikation sowie Beständigkeit und Verlässlichkeit.

Vertrauen ist schwer gewonnen und leicht verspielt. Doch gerade die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass es eine der wichtigsten Währungen bleibt, sowohl im Handel als auch im Umgang miteinander.