„Der größte Crash aller Zeiten“, das „Finanz-Armageddon“, der „Finanz-Infarkt“, „Die Welt vor der größten Wirtschaftskrise aller Zeiten“ und die „wirtschaftliche Apokalypse“ – solche und ähnliche Aussagen zur Zukunft an den Börsen finden sich immer wieder, sei es in Büchern, Zeitungen, Börsenmagazinen, auf Webseiten, in den Sozialen Medien oder in Talkshows. Sogenannte Crash-Propheten propagieren öffentlichkeitswirksam und oft auch rhetorisch geschickt Extremszenarien und manchmal gar Verschwörungstheorien rund um den Kollaps des Finanzsystems oder den Zusammenbruch der Weltwirtschaft und scharen so eine treugläubige Anhängerschaft um sich, die sich und ihr Vermögen zu retten verhofft. Auch der Krieg in der Ukraine hat die Crash-Propheten wieder auf die Bildfläche gerufen.
Doch warum üben diese Crash-Prognosen eine so große Anziehungskraft auf Anleger aus? Was ist an den Vorhersagen der Crash-Propheten dran? Bieten diese Grund zur Sorge? Wie unterscheiden sich die Untergangsszenarien von vielleicht gerechtfertigten Warnungen vor Börsenrücksetzern? Und wie sollten Anleger mit solchen Crash-Prognosen umgehen?
Warum sind Crash-Prognosen in aller Munde?
Laut Evolutionspsychologie finden Thesen wie die der Crash-Propheten Anklang, weil Menschen über Jahrtausende hinweg ein überlebenswichtiges Bewusstsein für Gefahren entwickelt haben und ihr Instinkt in diesen Thesen eine Bedrohungslage erkennt. Jedoch werden Eintrittswahrscheinlichkeit und die Auswirkungen dieser Gefahren (seltene Extremereignisse) meist als viel zu bedeutend eingeschätzt und die instinktive Reaktion fällt entsprechend überempfindlich aus. Crash-Propheten machen sich diese menschliche Urangst zunutze und bauen mit großem Medienecho ihr lukratives aber moralisch verwerfliches Geschäft darauf auf. Ihre Anhänger profitieren allerdings in den seltensten Fällen und stehen im Ergebnis meist schlecht investiert da. Dies äußert sich nicht nur in potenziellen direkten Verlusten aus schlechten Investments, sondern auch in Opportunitätskosten, d.h. entgangenen Gewinnen, die die Anleger während dieser Zeit anderswo hätten einstreichen können.
Wo haben Crash-Propheten vielleicht Recht?
Häufig steckt in den Argumentationskonstrukten der Crash-Propheten ein wahrer Kern. So liegen die Crash-Propheten mit einigen ihrer Feststellungen über Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sicherlich richtig: Die Rentenkassen werden aufgrund der demographischen Entwicklung in immer größere Schwierigkeiten geraten. Viele Staaten sind massiv verschuldet. Die Notenbanken schwemmen den Markt mit Liquidität, die Inflation bedroht Geldwerte. Und der Euro hat konzeptionelle Schwachpunkte, die sein langfristiges Überleben in Frage stellen. Alle diese Beispiele sind unbestreitbare Fakten. Doch welche Schlüsse lassen sich daraus ableiten und was macht ein Crash-Prophet daraus?
Crash-Propheten sehen die oben beispielhaft genannten Probleme immer nur in einem unmittelbaren Crash münden. Die Realität stellt sich jedoch meist anders dar. Strukturelle Probleme können lange bestehen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie diese gemindert werden und so im Grundsatz noch länger fortbestehen können. Ein schnelles Auflösen von Problemen findet meist nie im positiven Sinne und nur selten im negativen Sinne durch einen Crash statt. Stattdessen wird auf dem Status Quo aufbauend nach Lösungen gesucht, die diesen erhalten und wenig gefährden. In der Tat birgt dies die Gefahr, dass sich Risiken analog einem Kartenhaus auftürmen und falsches (fiskal- oder geldpolitisches) Handeln noch schwerwiegendere Auswirkungen nach sich zieht. Doch selbst wenn die Wahrscheinlichkeit eines Börsencrashs steigt oder es tatsächlich dazu kommt, bedeutet dies noch lange nicht, dass deshalb der Untergang des Wirtschaftssystems naht. Alle Krisen und Crashs der Vergangenheit, egal wie heftig – bspw. Corona-Crash (2021), Eurokrise (2011), US-Finanzkrise (2008), zwei Weltkriege oder Hyperinflation – haben gezeigt, dass die Welt sich weiterdreht und Anleger diese Zeiten mit einer wohlüberlegten, international anlegenden Strategie und langfristigem Durchhaltevermögen trotz starker und lange andauernder Rücksetzern dennoch gut überstehen können.
Crash oder doch nur Kursschwankungen?
Nicht alle Kursrücksetzer sind gleichbedeutend mit einem Börsencrash, sondern gehören als Teil des normalen Börsengeschehens zum Alltag an der Börse dazu. Kurse steigen und fallen – das Auf und Ab der DAX-Kurve ist allen Anlegern aus den täglichen Nachrichten bekannt. Da Kurskorrekturen an den Börsen immer wieder medienwirksam ausgerufen werden, werden sie von einem breiten Publikum stärker wahrgenommen als kräftige Kursgewinne, über die nur wenig und kurz berichtet wird. Wer an der Börse investiert, muss sich daher mit diesen Mechanismen vertraut machen und sich auch dessen bewusst sein, dass eine Kapitalanlage früher oder später vorübergehend an Wert verlieren wird. Je nach Anlageklasse sind unterschiedliche Schwankungen charakteristisch. Aktien schwanken beispielsweise verhältnismäßig stärker als Anleihen, haben aber als Sachwerte langfristig kein Geldentwertungsrisiko.
Anleger müssen lernen, mit Schwankungen umzugehen. Besonders herausfordernd ist dies für die Anleger, die jahre- oder gar jahrzehntelang für ihre Sparguthaben auf dem (vermeintlich) sicheren Bankkonto planbare Zinsen erhielten und das Geschehen an der Börse daher noch nicht aus eigener Erfahrung kennen, nun aber aufgrund des Negativzinsumfelds zum ersten Mal in Aktien anlegen. Gerade Börsenneulinge sehen Kursrücksetzer oft nicht als vorübergehende Phänomene, die zum Börsengeschehen dazu gehören, sondern befürchten meist, dass in einer Krise oder einem Crash das eigene hart erarbeitete Vermögen an der Börse mit einem Schlag komplett und unwiederbringlich verloren geht.
Mit dieser Angst vor dem Totalverlust spielen die düsteren Prognosen der Crash-Propheten, die mit großer Regelmäßigkeit in den Medien lanciert werden. Sensationsjournalismus verkauft sich eben besser, oder wie heißt es im Englischen: „Fear sells“. Die sogenannten Crash-Propheten sagen immer wieder Kursstürze mit vermeintlich unwiderruflichen Verlusten für alle Anleger voraus. Für sie ist jeder Rückgang der Börsenkurse erst der Anfang vom Ende, der unweigerlich zum Zusammenbruch und Untergang führen wird. Doch wie die Welt nach solch einem Zusammenbruch aussehen soll, wird selten thematisiert. Gibt es noch Währungen und wenn ja welche? Gibt es Unternehmen, die Güter herstellen, die von Menschen konsumiert werden? Was ist mit Eigentum? Leben wir dann in Frieden oder herrschen Unruhen oder gar Krieg? Gibt es noch eine Regierung und wenn ja, wie sieht ihr politisches Programm aus? Viele Szenarien sind möglich, doch die Crash-Propheten gehen hier selten in die Tiefe und bleiben meist bei dem, was sie am besten können: Angst vor einem Totalverlust schüren.
Ist das erst gelungen, folgt die Verheißung auf Rettung: Denn natürlich behaupten die Crash-Propheten, das passende Rezept parat zu haben, um den drohenden Absturz bestmöglich zu überstehen und am Ende als „Sieger“ dazustehen, wenn für den ahnungslosen Rest der Anleger alles verloren geht. Die Ankündigung des nahenden Untergangs dient also dazu, das eigene Geschäftsmodell zu befeuern. Zu diesem gehören Bücher, Börsenbriefe, „exklusive“ Seminare und in einigen Fällen auch Anlageprodukte oder Fonds, über die Anleger den Empfehlungen der Crash-Propheten ganz einfach folgen können. Natürlich hat das seinen Preis, zu entrichten an die Crash-Propheten.
Wie treffsicher sind die Vorhersagen der Crash-Propheten?
Die Entwicklung an der Börse verläuft in Zyklen und der Ablauf eines Börsenzyklus mit seinen Auf- und Abschwüngen ist grundsätzlich vorhersehbar. Auf einen Aufschwung folgt ein Abschwung – und auf diesen dann wieder ein Aufschwung. Wer einen Kurssturz prognostiziert, wird damit also früher oder später recht haben und somit hat auch jeder Crash-Prophet zwangsläufig einmal recht. So vorhersehbar der Ablauf, so unvorhersehbar sind jedoch der Zeitpunkt, zu dem die nächste Phase eintreffen wird und ihr Ausmaß. Wann eine Rezession beginnt, wann eine Kurskorrektur erfolgt oder wann der Aufschwung wieder einsetzt, weiß niemand. Häufig nehmen Crash-Propheten für sich in Anspruch, exklusiv über genau dieses Wissen zu verfügen. Sie prognostizieren nicht nur Horror-Szenarien, sondern wagen manchmal auch erstaunlich genaue Vorhersagen dazu, wann der Tag des Untergangs kommen wird. Mit Aussagen wie „Der DAX und Dow Jones werden sich halbieren“ (2009), „Dass der Big Bang kommen wird, steht außer Frage. (…) Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die größte Blase aller Zeiten – die Staatsanleihenblase – platzen wird“ (2012), „Ein Crash biblischen Ausmaßes steht bevor“ (2016) oder „Ein Crash ist unausweichlich“ (2018) schüren sie die Angst der Anleger noch mehr und sichern sich selbst Aufmerksamkeit in den Medien. Bei genauerem Hinschauen entlarven sich Crash-Propheten damit aber häufig selbst. Es genügt, in der Vergangenheit getätigte Aussagen zu überprüfen und schon erübrigt sich die Frage, wie ernst man die Aussagen der Crash-Propheten nehmen sollte.
„Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie sehen aus wie sanfte Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe.“ (Matthäus 7,15)
Robert Kiyosaki ist ein amerikanischer Geschäftsmann, (vermeintlicher) „Investment-Guru“ und Bestseller-Autor, der häufig in deutschen Medien zitiert wird. (Angeblich) ganz selbstlos will er Menschen die finanzielle Unabhängigkeit ermöglichen. Gleichzeitig ist er ein hervorragendes Beispiel für einen Crash-Propheten, der mit dem Crash-Geschäft reich wurde.
Spätestens mit seinem Besteller „Rich Dad Poor Dad: Was die Reichen ihren Kindern über Geld beibringen“ wurde Robert Kiyosaki weltberühmt und schaffte es, eine treue Anhängerschaft um sich zu scharen. Mit darauffolgenden verschiedenen Angeboten und Finanzinhalten, die bspw. über Podcasts, Webinare, Seminare, weiteren Bücher und Schulungen verbreitet werden, verdient Robert Kiyosaki prächtig und füllt seine Taschen. Was empfiehlt der Guru seinen Anhängern?
Abbildung 1 zeigt, zu welchen Zeitpunkten Robert Kiyosaki in den letzten 10 Jahren über seinen Twitter-Account Börsencrashs voraussagte und wie sich der amerikanische Leitindex S&P 500 demgegenüber entwickelte. Hätten seine Anhänger zu jedem Zeitpunkt, an dem Kiyosaki einen Crash prognostizierte, ihre Anlagen verkauft, hätte diese nicht nur die langfristig sehr positive Kursentwicklung komplett verpasst, sondern oft auch gerade günstige Einstiegszeitpunkte für eine gewinnträchtige Investition (siehe unseren Artikel Krisen eröffnen immer wieder interessante Anlagechancen). Jede einzelne Crash-Voraussage war nach heutigem Stand falsch. Würden Sie mit diesem Wissen Robert Kiyosaki Ihr Vertrauen schenken und ihm viel Geld bezahlen, um von seinem Börsenwissen zu lernen?
Es gibt unzählige Beispiele, wie Crash-Propheten – darunter auch mehrere deutsche – mit ihren Voraussagen immer wieder daneben liegen. Eigentlich müsste dies das Ende für ihre Propheten-Karriere bedeuten, doch vielen scheint das nichts anhaben zu können. Sie stoßen mit ihren Prognosen immer wieder auf offene Ohren, egal wie falsch diese sind. Ihrer Popularität tut dies keinen Abbruch und das Geschäftsmodell der Crash-Propheten brummt – zu Lasten ihrer Anhängerschaft.
Chancen und Risiken gehen einher
Wer Geld an der Börse anlegen will, sollte sich über die Chancen und Risiken einer Kapitalanlage umfassend informieren und diese gegeneinander abwägen und bewerten, um eine informierte Entscheidung zu treffen. Die Angst vor Börsencrashs ist dabei selten ein guter Ratgeber – auch nicht in Krisen- oder Kriegszeiten. Crash-Propheten als primäre Informationsquelle sollten Anleger daher meiden und sich selbst im Detail mit der Materie auseinandersetzen. Falls Anleger sich nicht mit dem Thema Geldanlagen auseinandersetzen können oder wollen, empfiehlt es sich, die Verwaltung der Anlagen einem seriösen Vermögensverwalter zu überlassen.
Sie sind noch kein Kunde bei uns? Gerne besprechen wir mit Ihnen gemeinsam Ihre individuelle Situation und bieten Ihnen Lösungen an, die zu Ihren Anforderungen passen.
Informieren Sie sich über unsere Fonds, deren Chancen sowie Risiken auf den jeweiligen Fondsseiten.
Historische Wertentwicklungen lassen Rückschlüsse auf eine ähnliche Entwicklung in der Zukunft nur eingeschränkt zu. Unsere Fonds eignen sich nur für Anleger mit einem Anlagehorizont von mindestens 5 Jahren, da sie auch innerhalb kurzer Zeiträume erheblichen Schwankungen nach oben oder nach unten unterworfen sein können. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte finden sie hier. Details über Chancen und Risiken sowie das Verkaufsprospekt samt den wesentlichen Anlegerinformationen unserer Fonds finden Sie auf der jeweiligen Fondsseite des RIV Rationalinvest VVF, des RIV Aktieninvest Global und des RIV Zusatzversorgung.
„Der größte Crash aller Zeiten“, das „Finanz-Armageddon“, der „Finanz-Infarkt“, „Die Welt vor der größten Wirtschaftskrise aller Zeiten“ und die „wirtschaftliche Apokalypse“ – solche und ähnliche Aussagen zur Zukunft an den Börsen finden sich immer wieder, sei es in Büchern, Zeitungen, Börsenmagazinen, auf Webseiten, in den Sozialen Medien oder in Talkshows. Sogenannte Crash-Propheten propagieren öffentlichkeitswirksam und oft auch rhetorisch geschickt Extremszenarien und manchmal gar Verschwörungstheorien rund um den Kollaps des Finanzsystems oder den Zusammenbruch der Weltwirtschaft und scharen so eine treugläubige Anhängerschaft um sich, die sich und ihr Vermögen zu retten verhofft. Auch der Krieg in der Ukraine hat die Crash-Propheten wieder auf die Bildfläche gerufen.
Doch warum üben diese Crash-Prognosen eine so große Anziehungskraft auf Anleger aus? Was ist an den Vorhersagen der Crash-Propheten dran? Bieten diese Grund zur Sorge? Wie unterscheiden sich die Untergangsszenarien von vielleicht gerechtfertigten Warnungen vor Börsenrücksetzern? Und wie sollten Anleger mit solchen Crash-Prognosen umgehen?
Warum sind Crash-Prognosen in aller Munde?
Laut Evolutionspsychologie finden Thesen wie die der Crash-Propheten Anklang, weil Menschen über Jahrtausende hinweg ein überlebenswichtiges Bewusstsein für Gefahren entwickelt haben und ihr Instinkt in diesen Thesen eine Bedrohungslage erkennt. Jedoch werden Eintrittswahrscheinlichkeit und die Auswirkungen dieser Gefahren (seltene Extremereignisse) meist als viel zu bedeutend eingeschätzt und die instinktive Reaktion fällt entsprechend überempfindlich aus. Crash-Propheten machen sich diese menschliche Urangst zunutze und bauen mit großem Medienecho ihr lukratives aber moralisch verwerfliches Geschäft darauf auf. Ihre Anhänger profitieren allerdings in den seltensten Fällen und stehen im Ergebnis meist schlecht investiert da. Dies äußert sich nicht nur in potenziellen direkten Verlusten aus schlechten Investments, sondern auch in Opportunitätskosten, d.h. entgangenen Gewinnen, die die Anleger während dieser Zeit anderswo hätten einstreichen können.
Wo haben Crash-Propheten vielleicht Recht?
Häufig steckt in den Argumentationskonstrukten der Crash-Propheten ein wahrer Kern. So liegen die Crash-Propheten mit einigen ihrer Feststellungen über Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sicherlich richtig: Die Rentenkassen werden aufgrund der demographischen Entwicklung in immer größere Schwierigkeiten geraten. Viele Staaten sind massiv verschuldet. Die Notenbanken schwemmen den Markt mit Liquidität, die Inflation bedroht Geldwerte. Und der Euro hat konzeptionelle Schwachpunkte, die sein langfristiges Überleben in Frage stellen. Alle diese Beispiele sind unbestreitbare Fakten. Doch welche Schlüsse lassen sich daraus ableiten und was macht ein Crash-Prophet daraus?
Crash-Propheten sehen die oben beispielhaft genannten Probleme immer nur in einem unmittelbaren Crash münden. Die Realität stellt sich jedoch meist anders dar. Strukturelle Probleme können lange bestehen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie diese gemindert werden und so im Grundsatz noch länger fortbestehen können. Ein schnelles Auflösen von Problemen findet meist nie im positiven Sinne und nur selten im negativen Sinne durch einen Crash statt. Stattdessen wird auf dem Status Quo aufbauend nach Lösungen gesucht, die diesen erhalten und wenig gefährden. In der Tat birgt dies die Gefahr, dass sich Risiken analog einem Kartenhaus auftürmen und falsches (fiskal- oder geldpolitisches) Handeln noch schwerwiegendere Auswirkungen nach sich zieht. Doch selbst wenn die Wahrscheinlichkeit eines Börsencrashs steigt oder es tatsächlich dazu kommt, bedeutet dies noch lange nicht, dass deshalb der Untergang des Wirtschaftssystems naht. Alle Krisen und Crashs der Vergangenheit, egal wie heftig – bspw. Corona-Crash (2021), Eurokrise (2011), US-Finanzkrise (2008), zwei Weltkriege oder Hyperinflation – haben gezeigt, dass die Welt sich weiterdreht und Anleger diese Zeiten mit einer wohlüberlegten, international anlegenden Strategie und langfristigem Durchhaltevermögen trotz starker und lange andauernder Rücksetzern dennoch gut überstehen können.
Crash oder doch nur Kursschwankungen?
Nicht alle Kursrücksetzer sind gleichbedeutend mit einem Börsencrash, sondern gehören als Teil des normalen Börsengeschehens zum Alltag an der Börse dazu. Kurse steigen und fallen – das Auf und Ab der DAX-Kurve ist allen Anlegern aus den täglichen Nachrichten bekannt. Da Kurskorrekturen an den Börsen immer wieder medienwirksam ausgerufen werden, werden sie von einem breiten Publikum stärker wahrgenommen als kräftige Kursgewinne, über die nur wenig und kurz berichtet wird. Wer an der Börse investiert, muss sich daher mit diesen Mechanismen vertraut machen und sich auch dessen bewusst sein, dass eine Kapitalanlage früher oder später vorübergehend an Wert verlieren wird. Je nach Anlageklasse sind unterschiedliche Schwankungen charakteristisch. Aktien schwanken beispielsweise verhältnismäßig stärker als Anleihen, haben aber als Sachwerte langfristig kein Geldentwertungsrisiko.
Anleger müssen lernen, mit Schwankungen umzugehen. Besonders herausfordernd ist dies für die Anleger, die jahre- oder gar jahrzehntelang für ihre Sparguthaben auf dem (vermeintlich) sicheren Bankkonto planbare Zinsen erhielten und das Geschehen an der Börse daher noch nicht aus eigener Erfahrung kennen, nun aber aufgrund des Negativzinsumfelds zum ersten Mal in Aktien anlegen. Gerade Börsenneulinge sehen Kursrücksetzer oft nicht als vorübergehende Phänomene, die zum Börsengeschehen dazu gehören, sondern befürchten meist, dass in einer Krise oder einem Crash das eigene hart erarbeitete Vermögen an der Börse mit einem Schlag komplett und unwiederbringlich verloren geht.
Mit dieser Angst vor dem Totalverlust spielen die düsteren Prognosen der Crash-Propheten, die mit großer Regelmäßigkeit in den Medien lanciert werden. Sensationsjournalismus verkauft sich eben besser, oder wie heißt es im Englischen: „Fear sells“. Die sogenannten Crash-Propheten sagen immer wieder Kursstürze mit vermeintlich unwiderruflichen Verlusten für alle Anleger voraus. Für sie ist jeder Rückgang der Börsenkurse erst der Anfang vom Ende, der unweigerlich zum Zusammenbruch und Untergang führen wird. Doch wie die Welt nach solch einem Zusammenbruch aussehen soll, wird selten thematisiert. Gibt es noch Währungen und wenn ja welche? Gibt es Unternehmen, die Güter herstellen, die von Menschen konsumiert werden? Was ist mit Eigentum? Leben wir dann in Frieden oder herrschen Unruhen oder gar Krieg? Gibt es noch eine Regierung und wenn ja, wie sieht ihr politisches Programm aus? Viele Szenarien sind möglich, doch die Crash-Propheten gehen hier selten in die Tiefe und bleiben meist bei dem, was sie am besten können: Angst vor einem Totalverlust schüren.
Ist das erst gelungen, folgt die Verheißung auf Rettung: Denn natürlich behaupten die Crash-Propheten, das passende Rezept parat zu haben, um den drohenden Absturz bestmöglich zu überstehen und am Ende als „Sieger“ dazustehen, wenn für den ahnungslosen Rest der Anleger alles verloren geht. Die Ankündigung des nahenden Untergangs dient also dazu, das eigene Geschäftsmodell zu befeuern. Zu diesem gehören Bücher, Börsenbriefe, „exklusive“ Seminare und in einigen Fällen auch Anlageprodukte oder Fonds, über die Anleger den Empfehlungen der Crash-Propheten ganz einfach folgen können. Natürlich hat das seinen Preis, zu entrichten an die Crash-Propheten.
Wie treffsicher sind die Vorhersagen der Crash-Propheten?
Die Entwicklung an der Börse verläuft in Zyklen und der Ablauf eines Börsenzyklus mit seinen Auf- und Abschwüngen ist grundsätzlich vorhersehbar. Auf einen Aufschwung folgt ein Abschwung – und auf diesen dann wieder ein Aufschwung. Wer einen Kurssturz prognostiziert, wird damit also früher oder später recht haben und somit hat auch jeder Crash-Prophet zwangsläufig einmal recht. So vorhersehbar der Ablauf, so unvorhersehbar sind jedoch der Zeitpunkt, zu dem die nächste Phase eintreffen wird und ihr Ausmaß. Wann eine Rezession beginnt, wann eine Kurskorrektur erfolgt oder wann der Aufschwung wieder einsetzt, weiß niemand. Häufig nehmen Crash-Propheten für sich in Anspruch, exklusiv über genau dieses Wissen zu verfügen. Sie prognostizieren nicht nur Horror-Szenarien, sondern wagen manchmal auch erstaunlich genaue Vorhersagen dazu, wann der Tag des Untergangs kommen wird. Mit Aussagen wie „Der DAX und Dow Jones werden sich halbieren“ (2009), „Dass der Big Bang kommen wird, steht außer Frage. (…) Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die größte Blase aller Zeiten – die Staatsanleihenblase – platzen wird“ (2012), „Ein Crash biblischen Ausmaßes steht bevor“ (2016) oder „Ein Crash ist unausweichlich“ (2018) schüren sie die Angst der Anleger noch mehr und sichern sich selbst Aufmerksamkeit in den Medien. Bei genauerem Hinschauen entlarven sich Crash-Propheten damit aber häufig selbst. Es genügt, in der Vergangenheit getätigte Aussagen zu überprüfen und schon erübrigt sich die Frage, wie ernst man die Aussagen der Crash-Propheten nehmen sollte.
„Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie sehen aus wie sanfte Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe.“ (Matthäus 7,15)
Robert Kiyosaki ist ein amerikanischer Geschäftsmann, (vermeintlicher) „Investment-Guru“ und Bestseller-Autor, der häufig in deutschen Medien zitiert wird. (Angeblich) ganz selbstlos will er Menschen die finanzielle Unabhängigkeit ermöglichen. Gleichzeitig ist er ein hervorragendes Beispiel für einen Crash-Propheten, der mit dem Crash-Geschäft reich wurde.
Spätestens mit seinem Besteller „Rich Dad Poor Dad: Was die Reichen ihren Kindern über Geld beibringen“ wurde Robert Kiyosaki weltberühmt und schaffte es, eine treue Anhängerschaft um sich zu scharen. Mit darauffolgenden verschiedenen Angeboten und Finanzinhalten, die bspw. über Podcasts, Webinare, Seminare, weiteren Bücher und Schulungen verbreitet werden, verdient Robert Kiyosaki prächtig und füllt seine Taschen. Was empfiehlt der Guru seinen Anhängern?
Abbildung 1 zeigt, zu welchen Zeitpunkten Robert Kiyosaki in den letzten 10 Jahren über seinen Twitter-Account Börsencrashs voraussagte und wie sich der amerikanische Leitindex S&P 500 demgegenüber entwickelte. Hätten seine Anhänger zu jedem Zeitpunkt, an dem Kiyosaki einen Crash prognostizierte, ihre Anlagen verkauft, hätte diese nicht nur die langfristig sehr positive Kursentwicklung komplett verpasst, sondern oft auch gerade günstige Einstiegszeitpunkte für eine gewinnträchtige Investition (siehe unseren Artikel Krisen eröffnen immer wieder interessante Anlagechancen). Jede einzelne Crash-Voraussage war nach heutigem Stand falsch. Würden Sie mit diesem Wissen Robert Kiyosaki Ihr Vertrauen schenken und ihm viel Geld bezahlen, um von seinem Börsenwissen zu lernen?
Es gibt unzählige Beispiele, wie Crash-Propheten – darunter auch mehrere deutsche – mit ihren Voraussagen immer wieder daneben liegen. Eigentlich müsste dies das Ende für ihre Propheten-Karriere bedeuten, doch vielen scheint das nichts anhaben zu können. Sie stoßen mit ihren Prognosen immer wieder auf offene Ohren, egal wie falsch diese sind. Ihrer Popularität tut dies keinen Abbruch und das Geschäftsmodell der Crash-Propheten brummt – zu Lasten ihrer Anhängerschaft.
Chancen und Risiken gehen einher
Wer Geld an der Börse anlegen will, sollte sich über die Chancen und Risiken einer Kapitalanlage umfassend informieren und diese gegeneinander abwägen und bewerten, um eine informierte Entscheidung zu treffen. Die Angst vor Börsencrashs ist dabei selten ein guter Ratgeber – auch nicht in Krisen- oder Kriegszeiten. Crash-Propheten als primäre Informationsquelle sollten Anleger daher meiden und sich selbst im Detail mit der Materie auseinandersetzen. Falls Anleger sich nicht mit dem Thema Geldanlagen auseinandersetzen können oder wollen, empfiehlt es sich, die Verwaltung der Anlagen einem seriösen Vermögensverwalter zu überlassen.
Sie sind noch kein Kunde bei uns? Gerne besprechen wir mit Ihnen gemeinsam Ihre individuelle Situation und bieten Ihnen Lösungen an, die zu Ihren Anforderungen passen.
Informieren Sie sich über unsere Fonds, deren Chancen sowie Risiken auf den jeweiligen Fondsseiten.
Historische Wertentwicklungen lassen Rückschlüsse auf eine ähnliche Entwicklung in der Zukunft nur eingeschränkt zu. Unsere Fonds eignen sich nur für Anleger mit einem Anlagehorizont von mindestens 5 Jahren, da sie auch innerhalb kurzer Zeiträume erheblichen Schwankungen nach oben oder nach unten unterworfen sein können. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte finden sie hier. Details über Chancen und Risiken sowie das Verkaufsprospekt samt den wesentlichen Anlegerinformationen unserer Fonds finden Sie auf der jeweiligen Fondsseite des RIV Rationalinvest VVF, des RIV Aktieninvest Global und des RIV Zusatzversorgung.