Vermeintliche Vorteile von ETFs

ETFs sind günstig, oder nicht?

Erfolgreichstes Verkaufsargument für ETFs sind deren vergleichsweise niedrigen Produktkosten.

Die abzubildenden Indizes verursachen selbst keinerlei Kosten. Als Indexfonds agierenden ETF jedoch schon. Die Auflage eines ETF, seine Verwaltung, die ständigen Transaktionskosten für die Anpassungen an den abzubildenden Index, Lizenzgebühren für die Abbildung von Indizes sowie die Werbung und der Vertrieb kosten Geld. Zwar kann die passive Verwaltung von Computerprogrammen übernommen werden und ist im laufenden Betrieb günstiger als ein aktives Fondsmanagement, aber eine Gewinnmarge möchte die ETF-Fondsgesellschaft selbstverständlich auch erzielen und je höher desto besser.

Die Kosten von ETFs liegen je nach Fondsgesellschaft, Größe des Fonds und Art des abgebildeten Index in der Regel zwischen 0,1 % und 0,8 % pro Jahr. Um die Höhe dieser Kosten muss die Performance eines Indexfonds per Definition immer hinter dem abgebildeten Referenzindex zurückbleiben. Anders als ein aktiv verwalteter Fonds, hat ein Indexfonds also noch nicht einmal die theoretische Chance seinen Index zu schlagen.

Mittlerweile gibt es sogar Anbieter, die ETFs ohne laufende Kosten anbieten. Kostenfreie Angebote sollten aber Anleger immer stutzig machen, denn die Fondsgesellschaft muss auch Geld verdienen oder zumindest seine Kosten decken. Oft sind solche Angebote entweder Lockangebote mit begrenzter Dauer, querfinanziert über bspw. Depotkosten oder der Anbieter kann durch die Mittelzuflüsse anderweitig Geld verdienen, wie durch Verkauf der im ETF zu tätigenden Transaktionen (Payment for Order Flow) an Dritte zu Lasten der ETF-Anleger (Frontrunning) oder durch Wertpapierleihe.

In Bezug auf Strategiedepots mit mehreren ETFs ist anzumerken, dass diese in Summen relativ günstig sein können, wenn man alle Anlageentscheidungen wie Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen, Branchen, Länder oder auch die Umsetzung durch Auswahl der ETFs samt Überwachung und Anpassungen selbst trifft. Nimmt man hierfür aber fremde Hilfe, bspw. in Form von wiederkehrenden Konsultationen bei Honorarberatern, Robo-Advisorn, Anlageberatern oder Vermögensverwaltern in Anspruch, so reduziert sich durch die entstehenden Kosten (zzgl. MwSt.) der ursprüngliche Kostenvorteil einer passiven Fondsanlage stark und verkehrt nicht selten ins Gegenteil. Dies gilt vor allem auch deshalb, weil der Anleger die für sein privates Depot anfallenden Honorare der externen Berater oder Verwalter steuerlich nicht verrechnen kann.

Der Handel mit ETFs birgt Liquiditätsrisiken

Indexfonds haben mittlerweile einen beachtlichen Anteil am Handelsvolumen an den Kapitalmärkten. In volatilen Zeiten sind vor allem die zwischen Gier und Panik hin- und hergerissenen Kleinanleger und trendfolgende Computerprogramme großer Anleger, die bei Eintritt eines vordefinierten Ereignisses selbstständig gewaltige Verkaufsorders erteilen, gefährlich. Kommt es so zu einer panikartigen Verkaufswelle über die Börse, können auch die durch Regulierung stark eingeschränkten Börsenmakler dem wenig entgegensetzen, sodass sich der Preis der Anteile nicht mehr nach ihrem inneren Wert, sondern nach Angebot und Nachfrage richtet. Dabei kann der Börsenkurs eines ETF-Anteils erheblich unter den inneren Wert fallen.

Dieses besondere Volatilitätsrisiko der Indexfonds offenbarten die Marktturbulenzen am 24.08.2015. An diesem „Schwarzen Montag“ eröffnete der Shanghai Composite Index wegen großer Sorgen um die chinesische Wirtschaft mit einem sogenannten „Gap“. Das heißt, die Erstnotiz am Montagmorgen lag weit unter dem Schlusskurs des Freitags. Dieser plötzliche Rücksetzer löste auch bei den Indexfonds in Japan, Europa und den USA tausende Stopp-Loss-Order aus. Es kam zu einem raschen und heftigen Kursverfall. Einzelne ETFs in den USA brachen nicht nur um den Prozentsatz der Indizes, sondern weit stärker ein, teilweise um bis zu 50 Prozent. Zwar blieb der Spuk ein kurzer, sodass Experten von einem ETF-„Flashcrash“ sprachen, aber wer in dieser Zeit verkaufte, erlitt erheblichen Schaden.

Auch während der Marktturbulenzen der Coronavirus-Pandemie funktionierten ETFs nicht wie sie sollten. So schloss beispielsweise einer der größten und liquidesten Anleihen-ETFs, der 50 Mrd. EUR schwere iShares iBoxx $ Investment Grade Corporate Bond ETF (LQD), am 11.03.2020 sowie 12.03.2020 etwa 5 % unter seinem Nettoinventarwert. Der deutlich kleinere VanEck Vectors High-Yield Municipal Index ETF (HYD) schloss am 12.03.2020 gar mehr als 19 % unter seinem Nettoinventarwert.

Dies ist bei aktiv verwalteten Fonds anders. Die Ausgabe und Rückgabe von Anteilscheinen kann börsentäglich über die Kapitalverwaltungsgesellschaft zum Ausgabe- und Rücknahmepreis erfolgen. Der Nettoinventarwert der Fondsanteile wird ebenso börsentäglich ermittelt. Dabei ist Aufgabe des Fondsmanagements für ausreichend Liquidität zu sorgen, um Anteilscheinrückgaben zu bedienen. Bei RIV-Fonds entspricht der Ausgabepreis dem Nettoinventarwert, da kein Ausgabeaufschlag erhoben wird.

Risikostreuung mit Indexfonds ist nicht trivial

Die einzige kostenfreie Methode zur Risikominderung ist eine breite Streuung von Anlagen nach Branchen, Ländern und Währungen. Mit der Abbildung eines einzelnen engen Aktienindex, wie zum Beispiel des DAX mit seinen 30 Aktien, ist eine breite Risikostreuung nicht gegeben. Dies bedeutet, dass ETF-Anleger aktive, komplexe Anlageentscheidungen über die Zusammensetzung ihres aus mehreren ETFs bestehenden Portfolios treffen müssen, um eine Risikostreuung zu erzielen. Dabei spielt es auch eine wichtige Rolle, welche Replikationsmethode der ETF nutzt. Nach der Erstanlage muss der ETF-Anleger auf dem Laufenden bleiben, um gegenenfalls Anpassungen vornehmen zu können. Möchte ein ETF-Anleger diese Arbeit nicht auf sich nehmen und Hilfe von Dritten in Anspruch nehmen, so ist dies meist kostenpflichtig und der Kostenvorteil wird dadurch gemindert oder gar ins Gegenteil umgekehrt.

Vermeintliche Vorteile von ETFs

ETFs sind günstig, oder nicht?

Erfolgreichstes Verkaufsargument für ETFs sind deren vergleichsweise niedrigen Produktkosten.

Die abzubildenden Indizes verursachen selbst keinerlei Kosten. Als Indexfonds agierenden ETF jedoch schon. Die Auflage eines ETF, seine Verwaltung, die ständigen Transaktionskosten für die Anpassungen an den abzubildenden Index, Lizenzgebühren für die Abbildung von Indizes sowie die Werbung und der Vertrieb kosten Geld. Zwar kann die passive Verwaltung von Computerprogrammen übernommen werden und ist im laufenden Betrieb günstiger als ein aktives Fondsmanagement, aber eine Gewinnmarge möchte die ETF-Fondsgesellschaft selbstverständlich auch erzielen und je höher desto besser.

Die Kosten von ETFs liegen je nach Fondsgesellschaft, Größe des Fonds und Art des abgebildeten Index in der Regel zwischen 0,1 % und 0,8 % pro Jahr. Um die Höhe dieser Kosten muss die Performance eines Indexfonds per Definition immer hinter dem abgebildeten Referenzindex zurückbleiben. Anders als ein aktiv verwalteter Fonds, hat ein Indexfonds also noch nicht einmal die theoretische Chance seinen Index zu schlagen.

Mittlerweile gibt es sogar Anbieter, die ETFs ohne laufende Kosten anbieten. Kostenfreie Angebote sollten aber Anleger immer stutzig machen, denn die Fondsgesellschaft muss auch Geld verdienen oder zumindest seine Kosten decken. Oft sind solche Angebote entweder Lockangebote mit begrenzter Dauer, querfinanziert über bspw. Depotkosten oder der Anbieter kann durch die Mittelzuflüsse anderweitig Geld verdienen, wie durch Verkauf der im ETF zu tätigenden Transaktionen (Payment for Order Flow) an Dritte zu Lasten der ETF-Anleger (Frontrunning) oder durch Wertpapierleihe.

In Bezug auf Strategiedepots mit mehreren ETFs ist anzumerken, dass diese in Summen relativ günstig sein können, wenn man alle Anlageentscheidungen wie Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen, Branchen, Länder oder auch die Umsetzung durch Auswahl der ETFs samt Überwachung und Anpassungen selbst trifft. Nimmt man hierfür aber fremde Hilfe, bspw. in Form von wiederkehrenden Konsultationen bei Honorarberatern, Robo-Advisorn, Anlageberatern oder Vermögensverwaltern in Anspruch, so reduziert sich durch die entstehenden Kosten (zzgl. MwSt.) der ursprüngliche Kostenvorteil einer passiven Fondsanlage stark und verkehrt nicht selten ins Gegenteil. Dies gilt vor allem auch deshalb, weil der Anleger die für sein privates Depot anfallenden Honorare der externen Berater oder Verwalter steuerlich nicht verrechnen kann.

Der Handel mit ETFs birgt Liquiditätsrisiken

Indexfonds haben mittlerweile einen beachtlichen Anteil am Handelsvolumen an den Kapitalmärkten. In volatilen Zeiten sind vor allem die zwischen Gier und Panik hin- und hergerissenen Kleinanleger und trendfolgende Computerprogramme großer Anleger, die bei Eintritt eines vordefinierten Ereignisses selbstständig gewaltige Verkaufsorders erteilen, gefährlich. Kommt es so zu einer panikartigen Verkaufswelle über die Börse, können auch die durch Regulierung stark eingeschränkten Börsenmakler dem wenig entgegensetzen, sodass sich der Preis der Anteile nicht mehr nach ihrem inneren Wert, sondern nach Angebot und Nachfrage richtet. Dabei kann der Börsenkurs eines ETF-Anteils erheblich unter den inneren Wert fallen.

Dieses besondere Volatilitätsrisiko der Indexfonds offenbarten die Marktturbulenzen am 24.08.2015. An diesem „Schwarzen Montag“ eröffnete der Shanghai Composite Index wegen großer Sorgen um die chinesische Wirtschaft mit einem sogenannten „Gap“. Das heißt, die Erstnotiz am Montagmorgen lag weit unter dem Schlusskurs des Freitags. Dieser plötzliche Rücksetzer löste auch bei den Indexfonds in Japan, Europa und den USA tausende Stopp-Loss-Order aus. Es kam zu einem raschen und heftigen Kursverfall. Einzelne ETFs in den USA brachen nicht nur um den Prozentsatz der Indizes, sondern weit stärker ein, teilweise um bis zu 50 Prozent. Zwar blieb der Spuk ein kurzer, sodass Experten von einem ETF-„Flashcrash“ sprachen, aber wer in dieser Zeit verkaufte, erlitt erheblichen Schaden.

Auch während der Marktturbulenzen der Coronavirus-Pandemie funktionierten ETFs nicht wie sie sollten. So schloss beispielsweise einer der größten und liquidesten Anleihen-ETFs, der 50 Mrd. EUR schwere iShares iBoxx $ Investment Grade Corporate Bond ETF (LQD), am 11.03.2020 sowie 12.03.2020 etwa 5 % unter seinem Nettoinventarwert. Der deutlich kleinere VanEck Vectors High-Yield Municipal Index ETF (HYD) schloss am 12.03.2020 gar mehr als 19 % unter seinem Nettoinventarwert.

Dies ist bei aktiv verwalteten Fonds anders. Die Ausgabe und Rückgabe von Anteilscheinen kann börsentäglich über die Kapitalverwaltungsgesellschaft zum Ausgabe- und Rücknahmepreis erfolgen. Der Nettoinventarwert der Fondsanteile wird ebenso börsentäglich ermittelt. Dabei ist Aufgabe des Fondsmanagements für ausreichend Liquidität zu sorgen, um Anteilscheinrückgaben zu bedienen. Bei RIV-Fonds entspricht der Ausgabepreis dem Nettoinventarwert, da kein Ausgabeaufschlag erhoben wird.

Risikostreuung mit Indexfonds ist nicht trivial

Die einzige kostenfreie Methode zur Risikominderung ist eine breite Streuung von Anlagen nach Branchen, Ländern und Währungen. Mit der Abbildung eines einzelnen engen Aktienindex, wie zum Beispiel des DAX mit seinen 30 Aktien, ist eine breite Risikostreuung nicht gegeben. Dies bedeutet, dass ETF-Anleger aktive, komplexe Anlageentscheidungen über die Zusammensetzung ihres aus mehreren ETFs bestehenden Portfolios treffen müssen, um eine Risikostreuung zu erzielen. Dabei spielt es auch eine wichtige Rolle, welche Replikationsmethode der ETF nutzt. Nach der Erstanlage muss der ETF-Anleger auf dem Laufenden bleiben, um gegenenfalls Anpassungen vornehmen zu können. Möchte ein ETF-Anleger diese Arbeit nicht auf sich nehmen und Hilfe von Dritten in Anspruch nehmen, so ist dies meist kostenpflichtig und der Kostenvorteil wird dadurch gemindert oder gar ins Gegenteil umgekehrt.