ETFs als Anlageinstrument
ETFs – Definition und Handelbarkeit
Als ETF wird im allgemeinen Sprachgebrauch ein Fonds bezeichnet, der die Wertentwicklung eines bestimmten Index, z. B. den DAX, eins-zu-eins abbildet. Auch wenn es ETFs mit anderer Ausgestaltung (siehe 5.) gibt, trifft diese Definition auf den größten Teil der ETFs zu.
Die daher häufig als Indexfonds bezeichneten ETFs verfolgen eine passive Anlagepolitik, durch welche sie Indizes automatisiert nachbilden. Weder bei der Art der Titel, noch ihrer Anzahl oder ihrer Gewichtung erfolgt eine aktive Anlageentscheidung. Ziel ist es nicht vom Referenzindex abzuweichen. ETF-Anleger folgen als Trittbrettfahrer oder Mitläufer der Wertentwicklung des Index.
ETFs können an Börsen ständig gehandelt werden, da die zugrundeliegenden Indizes aus den Indexkomponenten stetig berechnet werden. Börsenmakler, heutzutage hauptsächlich in Form von Computerprogrammen, können daher beim Handel mit ETF-Anteilen Preise so stellen, dass diese nahezu identisch mit den aktuellen und abzubildenden Indexständen sind. Der Handel von ETFs findet dadurch nahe der tatsächlichen Indexstände statt. Dies ermöglicht auch ganz kurzfristiges Handeln (Daytrading). Zahlreiche Studien über die Haltedauer von ETFs bei Anlegern zeigen, dass diese bei ETFs im Durchschnitt mit wenigen Wochen tatsächlich relativ kurz ist. RIV-Fonds hingegen richten sich an Anleger mit einem langfristigem Anlagehorizont von mindestens 5 Jahren.
Grundsätzlich können alle Publikumsfonds an einer Börse gehandelt werden. Bei Anteilen aktiv verwalteter Fonds macht das jedoch nur in Ausnahmefällen Sinn. Deren Anteilswert wird von der Fondsgesellschaft nur einmal am Tag und zu einem festen Bewertungszeitpunkt festgestellt, sodass der aktuelle Wert zum Zeitpunkt einer möglichen Ordererteilung über die Börse also nicht bekannt wäre. Deshalb kann es, vor allem bei starken Kursschwankungen an den Börsen, zwischen den An- und Verkaufskursen eines aktiv verwalteten Fonds große Differenzen an der Börse geben. Die Abwicklung von Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen ist daher grundsätzlich über die Fondsgesellschaft zu bevorzugen. Dies gilt ganz besonders für Fonds, die ohne Ausgabeaufschlag erhältlich sind.
Indexfonds sind mit aktiv verwalteten Fonds schwer vergleichbar
Es gibt aktuell nur noch wenige Fonds, die im Rahmen eines engen Index anlegen. Gerade solche Fonds haben mit starkem Wettbewerb durch ETFs zu kämpfen und sind mittlerweile sogar regulatorisch unerwünscht. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht legt verstärkt Wert darauf, dass aktives Fondsmanagement auch wirklich aktiv ist und Indizes nicht zu eng nachbildet werden (Index-Hugging).
Grundsätzlich sucht ein aktives Fondsmanagement sich im gesamten, ihm zur Verfügung stehenden Anlagesegment, die jeweils vielversprechendsten Anlagen aus. Es achtet dabei unter anderem auf Branchenaussichten, Wettbewerbsvorteile, Finanzkennzahlen und aktuelle Bewertungen, auf deren Basis dann fundierte Anlageentscheidungen getroffen werden. Ob und in welchem Index diese Unternehmen geführt werden, interessiert bei wirklich aktiven Managern selten.
Dazu kommt, dass aktives Management im Idealfall antizyklisch, gegen die vorherrschende Marktmeinung agiert und darüber hinaus grundsätzlich höhere liquide Mittel vorhält. Das führt bei aktiv verwalteten Fonds, in der Hausse wie in der Baisse, typischerweise zu geringeren Ausschlägen im Vergleich zur jeweiligen Marktentwicklung. Diese geringere Volatilität von aktiv verwalteten Fonds im Vergleich zu Indexfonds ist vielen Anlegern wichtig, denn sie schont Nerven, insbesondere in Fällen von unvorhersehbarem Liquiditätsbedarf.
Ein aussagekräftiger Vergleich von ETFs und aktiv verwalteten Fonds ist daher kaum möglich. Ein gutes Beispiel ist, mit welchem oder welchen ETFs ein international anlegender Mischfonds mit flexibler Aktienquote zu vergleichen ist.
Einzeltitelgewichtungen in Indizes
In vielen Indizes, wie z. B. beim DAX, MSCI-World und S&P 500, richtet sich die Gewichtung der einzelnen Aktien nach ihrer Marktkapitalisierung. Das führt dazu, dass in der Vergangenheit besonders stark gestiegene und oft überbewerte Aktien hoch gewichtet sind und in den Index aufrücken, während Aktien mit schwacher Kursentwicklung trotz häufiger Unterbewertung niedrig gewichtet sind und aus dem Index herausfallen.
In anderen Indizes, wie z. B. dem Dow-Jones oder Nikkei 225, erfolgt eine Gewichtung auf Basis des Durchschnitts der Aktienkurse. Dies führt dazu, dass ein Unternehmen mit hohem absolutem Aktienkurs eine hohe Gewichtung im Index hat. Würde ein Unternehmen seine Aktienanzahl verdoppeln und der Kurs sich halbieren, wäre auch die Indexgewichtung halb so groß.
Noch problematischer ist die Gewichtung innerhalb von Anleihen-ETFs. Denn bildet ein Index wie z. B. der Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond die im Index befindlichen Anleihen nach Marktkapitalisierung ab, so ist das Unternehmen mit der stärksten Verschuldung am höchsten gewichtet. Es ist kaum vorstellbar, dass solch eine Gewichtung im Interesse der Anleger ist.
Aus voran genannten Beispielen wird ersichtlich, dass jede Auswahl eines oder mehrerer ETFs durch Anleger, ob bewusst oder unbewusst, eine aktive und komplexe Anlageentscheidung ist, die Aufteilung und Gewichtung der Anlagen nach Anlageklassen, Branchen, Währungen und Länder steuert.
Fehlender Sachwertcharakter synthetisch abbildender Indexfonds
Die Abbildung von Indizes in ETFs kann grundsätzlich auf drei verschiedene Weisen erfolgen.
Bei der vollen physischen Replikation werden alle Einzeltitel eines Index im ETF erworben. Dies funktioniert vergleichsweise gut bei Indizes mit einer begrenzten Anzahl an Einzeltiteln, die alle sehr liquide sind. Beispiele hierfür sind der DAX, Eurostoxx 50 oder Dow-Jones. Doch je mehr Einzeltitel ein Index aufweist desto mehr Transaktionen muss der ETF zur Replizierung durchführen, dies erhöht die Kosten. Ebenso kann die Illiquidität einzelner Titel zum Problem werden, da deren Erwerb für den ETF die Kurse prozyklisch und damit zu Ungunsten der ETF-Anleger bewegen kann.
Die Sampling-Replikationsmethode, die auf Basis statistischer Auswertungen die Abbildung eines Index näherungsweise erzielen soll, erwirbt zwar auch Einzeltitel physisch für den ETF, jedoch nicht alle im Index befindlichen. Gerade bei Indizes mit einer hohen Anzahl an Einzeltiteln oder illiquiden Einzeltiteln kann diese Methode Kostenvorteile gegenüber der vollen physischen Replikation haben, die jedoch zu Lasten einer exakteren Replikation gehen können. Angewendet wird diese Methode beispielsweise bei der Abbildung vom MSCI World oder dem MSCI Emerging Markets.
Die synthetische Replikationsmethode bildet Indizes nicht durch den physischen Kauf der Wertpapiere ab. Synthetisch heißt, dass das Geld der Anleger beispielsweise nicht in Aktien eines Indizes angelegt wird. Vielmehr erwirbt der Fonds von verschiedenen Gegenparteien aus der Finanzbranche, Derivate und Swaps, welche die Performance der Einzelindizes „synthetisch“ nachbilden. Als sogenanntes Trägerportfolio dienen meist Anleihen, darunter häufig Anleihen von Finanzinstituten. In diesen Fällen erwerben Anleger keine Aktien (Sachwerte), sondern schuldrechtliche Forderungen, also gerade das, was er mit dem Erwerb eines Aktienfonds vermeiden wollte. Die Entwicklung synthetischer ETFs im Verlauf einer massiven Finanzkrise, bei der die Finanzinstitute als erstes unter die Räder kommen, dürfte spannend werden. Zur Anwendung kommen synthetische ETFs insbesondere, weil die Kosten für die ETF-Fondsgesellschaften gering sind und die Intransparenz des Produkts zusätzliche Verdienstmöglichkeiten bietet. Rohstoff-, Smart-Beta- oder Faktor-ETFs können nur auf die synthetische Replikation zurückgreifen.
Smart-Beta- und Faktor-ETFs
Wegen der Mankos von Index abbildenden ETFs haben ETF-Anbieter unter den Bezeichnungen „Smart-Beta“ oder „Faktor-ETFs“ gehebelte, inverse, strukturierte und regel-basierte Produkte entwickelt, die durch Zusatzerträge Anlegern ETFs noch schmackhafter machen sollen. Bei diesen ETFs sind die Aktien anders gewichtet als im jeweiligen Referenzindex und ihre Performance wird oft, unter Inkaufnahme höherer Kosten und Risiken, mit Derivaten, Swaps, Krediten, Leerverkäufen und Wertpapierleihgeschäften aufgepeppt.
Beispielsweise werden bei Wertpapierleihgeschäften die Aktien des Fonds an Hedgefonds oder Banken für einen bestimmten Zeitraum verliehen. Dafür erhält der Fonds nicht nur Sicherheiten wie zum Beispiel Anleihen, sondern bekommt im Gegenzug auch eine Leihgebühr. Diese fließt allerdings nicht vollständig, sondern oft nur zu 51 % dem Fondsvermögen zu. Den Rest streicht die Fondsgesellschaft ein. Zu 100 % verbleiben im Fonds aber die Risiken der Wertpapierleihe. Diese kann aber auch schiefgehen. Zum Beispiel kann ein Hedgefonds die geliehenen Aktien verkaufen, um sie später billiger zurückzukaufen und sich dabei verspekulieren, in Schieflage geraten oder gar ausfallen. Das Risiko tragen die Anleger des ETF, den möglichen Ertrag bekommen sie aber nur zum Teil. Wertpapierleihe erfolgt grundsätzlich immer gegen die Interessen der Fondsanleger, die die Wertpapiere verleihen, da der Leihende auf fallende Kurse spekuliert und die geliehenen Aktien zu diesem Zweck nutzen möchte.
Oben genannte ETFs sind weder Indexfonds, noch passive Produkte. Ihrer aktiven und oft aggressiven Anlagepolitik stehen im Vergleich zu Indexfonds zwar höhere Ertragschancen, aber auch überproportional erhöhte Risiken und natürlich auch wesentliche Produktkosten gegenüber. Diese Kosten werden nicht vollständig ausgewiesen, weil sie zu einem erheblichen Teil in den intransparenten Einstandspreisen von Derivaten wie Swaps und Zertifikaten enthalten sind und so verborgen bleiben. Grundsätzlich sind diese Art von ETFs stärker durch Intransparenz geprägt.
ETFs als Anlageinstrument
ETFs – Definition und Handelbarkeit
Als ETF wird im allgemeinen Sprachgebrauch ein Fonds bezeichnet, der die Wertentwicklung eines bestimmten Index, z. B. den DAX, eins-zu-eins abbildet. Auch wenn es ETFs mit anderer Ausgestaltung (siehe 5.) gibt, trifft diese Definition auf den größten Teil der ETFs zu.
Die daher häufig als Indexfonds bezeichneten ETFs verfolgen eine passive Anlagepolitik, durch welche sie Indizes automatisiert nachbilden. Weder bei der Art der Titel, noch ihrer Anzahl oder ihrer Gewichtung erfolgt eine aktive Anlageentscheidung. Ziel ist es nicht vom Referenzindex abzuweichen. ETF-Anleger folgen als Trittbrettfahrer oder Mitläufer der Wertentwicklung des Index.
ETFs können an Börsen ständig gehandelt werden, da die zugrundeliegenden Indizes aus den Indexkomponenten stetig berechnet werden. Börsenmakler, heutzutage hauptsächlich in Form von Computerprogrammen, können daher beim Handel mit ETF-Anteilen Preise so stellen, dass diese nahezu identisch mit den aktuellen und abzubildenden Indexständen sind. Der Handel von ETFs findet dadurch nahe der tatsächlichen Indexstände statt. Dies ermöglicht auch ganz kurzfristiges Handeln (Daytrading). Zahlreiche Studien über die Haltedauer von ETFs bei Anlegern zeigen, dass diese bei ETFs im Durchschnitt mit wenigen Wochen tatsächlich relativ kurz ist. RIV-Fonds hingegen richten sich an Anleger mit einem langfristigem Anlagehorizont von mindestens 5 Jahren.
Grundsätzlich können alle Publikumsfonds an einer Börse gehandelt werden. Bei Anteilen aktiv verwalteter Fonds macht das jedoch nur in Ausnahmefällen Sinn. Deren Anteilswert wird von der Fondsgesellschaft nur einmal am Tag und zu einem festen Bewertungszeitpunkt festgestellt, sodass der aktuelle Wert zum Zeitpunkt einer möglichen Ordererteilung über die Börse also nicht bekannt wäre. Deshalb kann es, vor allem bei starken Kursschwankungen an den Börsen, zwischen den An- und Verkaufskursen eines aktiv verwalteten Fonds große Differenzen an der Börse geben. Die Abwicklung von Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen ist daher grundsätzlich über die Fondsgesellschaft zu bevorzugen. Dies gilt ganz besonders für Fonds, die ohne Ausgabeaufschlag erhältlich sind.
Indexfonds sind mit aktiv verwalteten Fonds schwer vergleichbar
Es gibt aktuell nur noch wenige Fonds, die im Rahmen eines engen Index anlegen. Gerade solche Fonds haben mit starkem Wettbewerb durch ETFs zu kämpfen und sind mittlerweile sogar regulatorisch unerwünscht. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht legt verstärkt Wert darauf, dass aktives Fondsmanagement auch wirklich aktiv ist und Indizes nicht zu eng nachbildet werden (Index-Hugging).
Grundsätzlich sucht ein aktives Fondsmanagement sich im gesamten, ihm zur Verfügung stehenden Anlagesegment, die jeweils vielversprechendsten Anlagen aus. Es achtet dabei unter anderem auf Branchenaussichten, Wettbewerbsvorteile, Finanzkennzahlen und aktuelle Bewertungen, auf deren Basis dann fundierte Anlageentscheidungen getroffen werden. Ob und in welchem Index diese Unternehmen geführt werden, interessiert bei wirklich aktiven Managern selten.
Dazu kommt, dass aktives Management im Idealfall antizyklisch, gegen die vorherrschende Marktmeinung agiert und darüber hinaus grundsätzlich höhere liquide Mittel vorhält. Das führt bei aktiv verwalteten Fonds, in der Hausse wie in der Baisse, typischerweise zu geringeren Ausschlägen im Vergleich zur jeweiligen Marktentwicklung. Diese geringere Volatilität von aktiv verwalteten Fonds im Vergleich zu Indexfonds ist vielen Anlegern wichtig, denn sie schont Nerven, insbesondere in Fällen von unvorhersehbarem Liquiditätsbedarf.
Ein aussagekräftiger Vergleich von ETFs und aktiv verwalteten Fonds ist daher kaum möglich. Ein gutes Beispiel ist, mit welchem oder welchen ETFs ein international anlegender Mischfonds mit flexibler Aktienquote zu vergleichen ist.
Einzeltitelgewichtungen in Indizes
In vielen Indizes, wie z. B. beim DAX, MSCI-World und S&P 500, richtet sich die Gewichtung der einzelnen Aktien nach ihrer Marktkapitalisierung. Das führt dazu, dass in der Vergangenheit besonders stark gestiegene und oft überbewerte Aktien hoch gewichtet sind und in den Index aufrücken, während Aktien mit schwacher Kursentwicklung trotz häufiger Unterbewertung niedrig gewichtet sind und aus dem Index herausfallen.
In anderen Indizes, wie z. B. dem Dow-Jones oder Nikkei 225, erfolgt eine Gewichtung auf Basis des Durchschnitts der Aktienkurse. Dies führt dazu, dass ein Unternehmen mit hohem absolutem Aktienkurs eine hohe Gewichtung im Index hat. Würde ein Unternehmen seine Aktienanzahl verdoppeln und der Kurs sich halbieren, wäre auch die Indexgewichtung halb so groß.
Noch problematischer ist die Gewichtung innerhalb von Anleihen-ETFs. Denn bildet ein Index wie z. B. der Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond die im Index befindlichen Anleihen nach Marktkapitalisierung ab, so ist das Unternehmen mit der stärksten Verschuldung am höchsten gewichtet. Es ist kaum vorstellbar, dass solch eine Gewichtung im Interesse der Anleger ist.
Aus voran genannten Beispielen wird ersichtlich, dass jede Auswahl eines oder mehrerer ETFs durch Anleger, ob bewusst oder unbewusst, eine aktive und komplexe Anlageentscheidung ist, die Aufteilung und Gewichtung der Anlagen nach Anlageklassen, Branchen, Währungen und Länder steuert.
Fehlender Sachwertcharakter synthetisch abbildender Indexfonds
Die Abbildung von Indizes in ETFs kann grundsätzlich auf drei verschiedene Weisen erfolgen.
Bei der vollen physischen Replikation werden alle Einzeltitel eines Index im ETF erworben. Dies funktioniert vergleichsweise gut bei Indizes mit einer begrenzten Anzahl an Einzeltiteln, die alle sehr liquide sind. Beispiele hierfür sind der DAX, Eurostoxx 50 oder Dow-Jones. Doch je mehr Einzeltitel ein Index aufweist desto mehr Transaktionen muss der ETF zur Replizierung durchführen, dies erhöht die Kosten. Ebenso kann die Illiquidität einzelner Titel zum Problem werden, da deren Erwerb für den ETF die Kurse prozyklisch und damit zu Ungunsten der ETF-Anleger bewegen kann.
Die Sampling-Replikationsmethode, die auf Basis statistischer Auswertungen die Abbildung eines Index näherungsweise erzielen soll, erwirbt zwar auch Einzeltitel physisch für den ETF, jedoch nicht alle im Index befindlichen. Gerade bei Indizes mit einer hohen Anzahl an Einzeltiteln oder illiquiden Einzeltiteln kann diese Methode Kostenvorteile gegenüber der vollen physischen Replikation haben, die jedoch zu Lasten einer exakteren Replikation gehen können. Angewendet wird diese Methode beispielsweise bei der Abbildung vom MSCI World oder dem MSCI Emerging Markets.
Die synthetische Replikationsmethode bildet Indizes nicht durch den physischen Kauf der Wertpapiere ab. Synthetisch heißt, dass das Geld der Anleger beispielsweise nicht in Aktien eines Indizes angelegt wird. Vielmehr erwirbt der Fonds von verschiedenen Gegenparteien aus der Finanzbranche, Derivate und Swaps, welche die Performance der Einzelindizes „synthetisch“ nachbilden. Als sogenanntes Trägerportfolio dienen meist Anleihen, darunter häufig Anleihen von Finanzinstituten. In diesen Fällen erwerben Anleger keine Aktien (Sachwerte), sondern schuldrechtliche Forderungen, also gerade das, was er mit dem Erwerb eines Aktienfonds vermeiden wollte. Die Entwicklung synthetischer ETFs im Verlauf einer massiven Finanzkrise, bei der die Finanzinstitute als erstes unter die Räder kommen, dürfte spannend werden. Zur Anwendung kommen synthetische ETFs insbesondere, weil die Kosten für die ETF-Fondsgesellschaften gering sind und die Intransparenz des Produkts zusätzliche Verdienstmöglichkeiten bietet. Rohstoff-, Smart-Beta- oder Faktor-ETFs können nur auf die synthetische Replikation zurückgreifen.
Smart-Beta- und Faktor-ETFs
Wegen der Mankos von Index abbildenden ETFs haben ETF-Anbieter unter den Bezeichnungen „Smart-Beta“ oder „Faktor-ETFs“ gehebelte, inverse, strukturierte und regel-basierte Produkte entwickelt, die durch Zusatzerträge Anlegern ETFs noch schmackhafter machen sollen. Bei diesen ETFs sind die Aktien anders gewichtet als im jeweiligen Referenzindex und ihre Performance wird oft, unter Inkaufnahme höherer Kosten und Risiken, mit Derivaten, Swaps, Krediten, Leerverkäufen und Wertpapierleihgeschäften aufgepeppt.
Beispielsweise werden bei Wertpapierleihgeschäften die Aktien des Fonds an Hedgefonds oder Banken für einen bestimmten Zeitraum verliehen. Dafür erhält der Fonds nicht nur Sicherheiten wie zum Beispiel Anleihen, sondern bekommt im Gegenzug auch eine Leihgebühr. Diese fließt allerdings nicht vollständig, sondern oft nur zu 51 % dem Fondsvermögen zu. Den Rest streicht die Fondsgesellschaft ein. Zu 100 % verbleiben im Fonds aber die Risiken der Wertpapierleihe. Diese kann aber auch schiefgehen. Zum Beispiel kann ein Hedgefonds die geliehenen Aktien verkaufen, um sie später billiger zurückzukaufen und sich dabei verspekulieren, in Schieflage geraten oder gar ausfallen. Das Risiko tragen die Anleger des ETF, den möglichen Ertrag bekommen sie aber nur zum Teil. Wertpapierleihe erfolgt grundsätzlich immer gegen die Interessen der Fondsanleger, die die Wertpapiere verleihen, da der Leihende auf fallende Kurse spekuliert und die geliehenen Aktien zu diesem Zweck nutzen möchte.
Oben genannte ETFs sind weder Indexfonds, noch passive Produkte. Ihrer aktiven und oft aggressiven Anlagepolitik stehen im Vergleich zu Indexfonds zwar höhere Ertragschancen, aber auch überproportional erhöhte Risiken und natürlich auch wesentliche Produktkosten gegenüber. Diese Kosten werden nicht vollständig ausgewiesen, weil sie zu einem erheblichen Teil in den intransparenten Einstandspreisen von Derivaten wie Swaps und Zertifikaten enthalten sind und so verborgen bleiben. Grundsätzlich sind diese Art von ETFs stärker durch Intransparenz geprägt.