Abschaffung der Zinsen
Aufgrund der bereits hohen und nun erneut stark ansteigenden Staatsverschuldung haben die Notenbanken weltweit kaum eine andere Wahl als die Zinsen niedrig zu halten. Aus diesem Grund wird sich am aktuellen realen Zinsniveau auf lange Sicht nichts ändern. Die Realrendite (Nominalrendite minus Inflation) wird lange negativ bleiben. Für den langfristigen Kaufkrafterhalt und -zugewinn sehen wir daher die Aktienanlage als alternativlos an. Für Anleger bietet ein weltweit breit gestreut anlegender Aktienfonds die besten Chancen reale Erträge zu erzielen.
Das deutsche 130 Mrd. Euro Konjunkturprogramm
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie ist die Wirtschaftsleistung weltweit deutlich abgeflacht. Um die Folgen für die deutsche Wirtschaft abzufangen, hat sich die große Koalition auf ein Konjunkturpaket in einem Umfang von 130 Mrd. Euro geeinigt. Das Kernstück des Programms ist die zeitlich begrenzte Senkung der Mehrwertsteuer von Juli bis Dezember von 19% auf 16%. Mit dieser temporären Steuersenkung sollen die Verbraucher angeregt werden Anschaffungen vorzuziehen. Ein weiterer Punkt des Pakets ist die Unterstützung von Familien mit Kindern. Der Kinderbonus von einmalig 300 Euro pro Kind wird zusätzlich zum Kindergeld ausbezahlt. Des Weiteren möchte die Bundesregierung Bürger bei ihren Stromkosten entlasten und die EEG-Umlage für 2021 auf 6,5 Cent und 2022 auf 6 Cent pro Kilowattstunde deckeln. Auch Unternehmen sollen mit „Überbrückungshilfen“ in Höhe von bis zu 25 Mrd. Euro unterstützt werden. Diese Maßnahme gilt insbesondere für das Hotel- und Gaststättengewerbe, Clubs und Bars, Reisebüros sowie Messebetreiber und Veranstalter im Kulturbereich. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Investitionen in Klimaschutz und Zukunftstechnologien. Hierdurch möchte die Bundesregierung besonders Wasserstofftechnologien fördern, Forschung und Entwicklung sollen intensiviert werden. Hinzu kommt unter anderem eine Prämie für den Kauf von Elektroautos bis Ende 2021 von 6.000 Euro, 2,5 Mrd. Euro für den bundesweiten Ausbau der E-Ladesäulen-Infrastruktur sowie Investitionen in die Verbesserung des Mobilfunkempfangs.
Zur Finanzierung des Konjunkturpakets hat der Bundestag im zweiten Nachtragsetat weitere 62,5 Mrd. Euro an Krediten bewilligt. Für den Bund steigen damit die Ausgaben in diesem Jahr auf insgesamt 509,3 Mrd. Euro und die Neuverschuldung auf einen neuen Rekordwert von 218,5 Mrd. Euro an. Auch wenn dieses Konjunkturpaket in seiner Größe beachtlich ist, rechnen wir aufgrund seiner Ausgestaltung nicht mit einer signifikanten kurzfristigen Aktivierung der Nachfrage.
Angst vor zweiter Corona-Welle
Trotz teilweise aufgehellter Stimmung an den Börsen, sind diese weiterhin sehr volatil. Grund hierfür ist die weltweit steigende Anzahl von Corona-Neuinfektionen. In Deutschland lodern regional Infektionsherde auf. Im Kreis Gütersloh wurden 1.500 Mitarbeiter des Fleischproduzenten Tönnies positiv auf das Corona-Virus getestet. Ein Lockdown war die Folge. Währenddessen steigen in den USA nach ersten Lockerungen die täglichen Neuinfektionszahlen wieder an und erreichen neue Höchstwerte. Die hohe Anzahl an täglichen Tests (+50% zum Vormonat) ist dabei nur ein Teil der Erklärung. Laut Weltgesundheitsorganisation beschleunigt sich die Pandemie weltweit. Positiv ist, dass Testkapazitäten stark ausgebaut werden und damit früher auf Ausbrüche reagiert werden kann. Bei der medizinischen Behandlung hilft ein weiteres Medikament, dessen Wirksamkeit in einer britischen Studie belegt wurde. Das entzündungshemmende Medikament Dexamethason senkt die Sterblichkeitsrate bei schweren Covid-19-Erkrankungen erheblich.
Nichtsdestotrotz erholte sich die Unternehmensstimmung in Europa im Juni. Sowohl der vom IHS Markit Institut erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) als auch der vom Ifo Institut veröffentlichte Geschäftsklimaindex konnten deutliche Anstiege verzeichnen.
EZB weitet Pandemie-Notfallankaufprogramm „PEPP“ aus
Die EZB weitete das bereits 750 Mrd. Euro umfassende Pandemie-Notfallankaufprogramm um weitere 600 Mrd. Euro aus. Laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde soll das insgesamt 1,35 Bio. Euro große Hilfsprogramm „so weit und so lange wie nötig“ angepasst werden. Die Wertpapierkäufe sollen Staaten und Unternehmen helfen sich günstig am Kapitalmarkt zu refinanzieren.
Unternehmen im Fokus
Aktieninvest (bereits im März verkauft): Aufgrund seiner Abhängigkeit zu konjunkturfühlsamen Branchen musste Nanogate, ein auf Oberflächenveredelung und -bearbeitung spezialisiertes Unternehmen, im März Finanzhilfen beantragen. Im Rahmen unseres Risikomanagements kam die Aktie auf den Prüfstand, mit dem Ergebnis, dass wir die Gesamtposition verkauften. Dass diese Entscheidung richtig war, zeigte sich am 22. Juni: Nanogate musste beim Amtsgericht Insolvenz anmelden.
Rationalinvest: Die weltweit operierende US-amerikanische Luftfracht- und Logistikgesellschaft profitierte im vergangenen Quartal vom boomenden Onlinehandel während der Coronavirus-Krise. Die Umsätze sanken im Jahresvergleich nur um 2%, der Markt hatte allerdings mit einem deutlich stärkeren Rückgang gerechnet. Im Geschäftskundenbereich ging das Versandaufkommen zwar zurück, doch die starke Zunahme des Onlinehandels während der Lockdown-Maßnahmen glich die Verluste fast aus. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse reagierte die Börse erfreut, die Aktie stieg um rund 12%.
Nicht investiert: Seit dem Aufstieg des Zahlungsdienstleisters in den DAX am 24. September 2018 wurde das Unternehmen mit Lobeshymnen übersät. Trotz des Wirbels um das Unternehmen haben wir aus Überzeugung nie eine Position in Wirecard aufgebaut. Zu skeptisch standen wir dem schwer greifbaren Geschäftsmodell und den jahrelang andauernden Bilanzmanipulationsvorwürfen gegenüber. Mit dieser Nicht-Allokation haben wir Recht behalten. Das betrügerisch aufgebaute Kartenhaus ist in sich zusammengefallen und stellt den größten Bilanzskandal der deutschen Geschichte dar.