Makroökonomische und politische Einflussfaktoren

Krisenherd Nahost

Das neue Jahr begann mit einem Paukenschlag. Die USA töteten den ranghöchsten iranischen General der Revolutionsgarden Soleimani per Drohnenangriff im Irak.
Soleimani befehligte iranische Milizen im Irak, Syrien und Libanon, mit denen der Iran seinen Machtanspruch auf die regionale Vorherrschaft, insbesondere gegen den Erzfeind und USA-Verbündeten Saudi-Arabien, durchsetzen will und war dadurch für den Tod zahlreicher US-Soldaten verantwortlich.
Die Aktienkurse rutschten zunächst deutlich ins Minus, zumal die iranischen Vergeltungsandrohungen martialisch klangen und ein regelrechter Krieg angesichts der allgemeinen Truppenmassierung und früherer Scharmützel in diesem Krisengebiet nicht mehr weit entfernt schien. Die iranische Reaktion mit Raketenangriffen auf US-Militärstützpunkte im Irak verpuffte jedoch, da keine Toten zu beklagen waren und die USA ihrerseits auf Vergeltung dafür verzichteten. Die Börsen erholten sich umgehend.

Coronavirus

Gravierender war die Börsenreaktion auf die Ausbreitung des Coronavirus, ausgehend von der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan. Anfänglich wurde das Coronavirus als weniger gefährlich als die SARS-Pandemie von 2002/03 eingeschätzt. Doch die Zahl der Infektions- und Todesfälle stieg außergewöhnlich schnell an und verbreitete sich auch global. Die Stimmung kippte in der letzten Januarwoche, als China über 60 Mio. Menschen unter Quarantäne stellte und zahlreiche Airlines den Luftverkehr nach China einstellten, um die Ausbreitung einzudämmen. Die antizipierten negativen Folgen für das globale Wachstum führten zu deutlichen Rückgängen an den Aktienmärkten.
Dies überlagerte die positive Nachricht über das „Phase 1-Abkommen“ zwischen USA und China, das den Handelsstreit entschärfte. Beide Seiten verpflichten sich keine weiteren Zölle zu verhängen. China soll über die nächsten zwei Jahre Güter, insbesondere Agrarprodukte, im Wert von 200 Mrd. USD abnehmen, was den darbenden US-Farmern und damit auch Präsident Trump im Wahlkampf hilft. Über ein „Phase 2-Abkommen“ wird bereits verhandelt.

Brexit vollzogen

Der Brexit ist vollzogen. Großbritannien ist aus der Europäischen Union ausgetreten. Nun stehen schwere Verhandlungen über ein Handelsabkommen an.

Aktien tendenziell schwächer

Per Monatssaldo bewegten sich die Aktienkurse in den großen Märkten im Minus, lediglich Technologie-Indizes konnten ein Plus aufweisen.

Unternehmen im Fokus

Rationalinvest, Zusatzversorgung: Ein unerwartet starkes Schlussquartal mit Rekordumsatz und -gewinn hat dazu beigetragen, dass sich beim Halbleiter-Riesen auch auf Gesamtjahressicht 2019 die Erlöse mit 72 Mrd. USD in neuen Höhen bewegte (+2% gegenüber Vorjahr). Der Reingewinn erreichte 21 Mrd. USD (unverändert).
Intel prognostiziert für 2020 ein weiteres Rekordjahr. Nicht nur weil der Schwung des Schlussquartals, in welchem ein Produktionsengpass von Prozessoren überwunden wurde, ins neue Geschäftsjahr mitgenommen werden konnte, sondern auch wegen seiner sich wandelnden Umsatzquellen. Hier wachsen die zukunftsträchtigen datenzentrischen Sparten wie Rechenzentren, Internet of Things, programmierbare Prozessoren oder Spezialchips für Autos immer stärker und kompensieren so das langsamere Wachstum des angestammten Geschäfts mit PC- und Notebook-Prozessoren. Gleichwohl blieb letztere Sparte, gemessen an ihrem Anteil von über 50% am Konzernerlös 2019, nach wie vor Intels wichtigste.
Intel erhöht die Dividende um 5% auf 1,32 USD je Aktie und Jahr und bietet so aktuell eine Dividendenrendite von fast 2,3%.

Aktieninvest, Zusatzversorgung: Der als „Senior Housing Properties Trust“ firmierende Eigentümer von Seniorendomizilen, medizinischen Büro- und Life-Science-Immobilien und Wellnesszentren in den USA hat sich in „Diversified Healthcare Trust“ (DHC) umbenannt.
Gleichzeitig wurden die Geschäfts- und gesellschaftsrechtlichen Beziehungen zu dem Betreiber der 243 DHC-Immobilien, Five Star Senior Living Inc. (FVE), neu geordnet. Einen Teil der Stammaktien erhielten die Aktionäre der DHC.

Aktieninvest, Zusatzversorgung: Dem Energieversorger MVV Energie AG, an dem die Stadt Mannheim mit 50,1% der Anteile die Mehrheit hält, steht eine einvernehmlich verlaufende Neuordnung des Gesellschafterkreises bevor, indem EnBW und Rheinelektra ihren 45,1% Anteil veräußern möchten.
MVV hat sich zu einem führenden Energieunternehmen in Deutschland entwickelt, das auch in Großbritannien und Tschechien aktiv ist. MVV besetzt alle Stufen der energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette – von der Energieerzeugung, dem Energiehandel und der Energieverteilung über eigene Netze bis zum Vertrieb und zum Energiedienstleistungsgeschäft. Außerdem zählt die MVV in Deutschland zu den führenden Betreibern von thermischen Abfallverwertungs- und Biomasseanlagen.
Im Geschäftsjahr 2018/19 konnte die MVV den operativen Gewinn mit 225 Mio. EUR im Vergleich zum Vorjahr stabil halten, obwohl ein Biomassekraftwerk in England mehrere Monate still stand. Das verbesserte Geschäft mit erneuerbaren Energien und Kosteneinsparungen kompensierten den Ausfall. Der 4% höherer Jahresüberschuss von 115 Mio. EUR erlaubt eine Beibehaltung der Ausschüttung von 0,90 EUR je Aktie, sodass die Dividendenrendite derzeit ca. 3,2% beträgt.