Corona-Pandemie: BIP-Rückgänge, steigende Aktienkurse im April

Staaten bekamen das Pandemie-Geschehen zunehmend besser unter Kontrolle. In vielen Ländern der Welt sank die Zahl der Neuinfektionen soweit ab, dass die nationalen Gesundheitssysteme wie in Deutschland erst gar nicht an ihre Grenzen kamen oder wie in Italien und Spanien die Kapazitäten an Intensivversorgung wieder besser den Behandlungsbedarf bei schweren COVID-19-Verläufen decken konnten. Die meisten Länder haben bereits mit ersten Lockerungen der teilweise starken persönlichen Einschränkungen begonnen.

Die größte Volkswirtschaft der Welt, die USA, ist am schwersten von der Pandemie betroffen. Welche wirtschaftlichen Schäden die Pandemie und vor allem die von den Staaten getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung nach sich ziehen, zeigen die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt des ersten Quartals ansatzweise: -4,8 % betrug die auf das Jahr hochgerechnete Rate (Vergleichsbasis: Vorquartal), wobei die Schäden tatsächlich erst ab März eintraten. China, wo die Wirtschaft derzeit wieder auf Touren kommt, litt schon ab Ende Januar. Das BIP schrumpfte erstmals seit dem Beginn der statistischen Aufzeichnungen 1992 und dazu stärker als erwartet: nach offiziellen Angaben -6,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die Turbulenzen am Rohöl-Markt hielten, vor allem bei US-Leichtöl (WTI), an. Dieses markierte ein Allzeit-Tief, wobei die Notierungen für Terminkontrakte zeitweise sogar stark in den negativen Bereich sackten – Ölverkäufer mussten Geld bezahlen, damit jemand ihnen den Rohstoff überhaupt noch abnahm. Hauptverantwortlich ist die fundamentale Lage: Eine Coronabedingt einbrechende Nachfrage trifft auf einen überversorgten Rohölmarkt. Die Tanklager sind weltweit am Überquellen. Saudi-Arabien, der OPEC-Führer, und Russland befördern die Überproduktion weiter und halten sich nicht an ausgehandelte Förder-begrenzungen. Die nichtstaatlichen US-Schieferöl-Förderer (Fracking), die der USA erst vor kurzem zur Energieselbstständigkeit verholfen haben, kämpfen schon jetzt ums Überleben. Global werden die niedrigen Ölpreise nach dem Lockdown als Konjunkturprogramm wirken.

Trotz alledem resultierten per Monatssaldo in den großen Aktienmärkten deutliche Anstiege. Diese bewegten sich zwischen +4,5 % bei euro-päischen Aktien (Stoxx Europe 50) und +15,2 % bei US-Technologie-Aktien im Nasdaq 100. Der Euro gab gegenüber den anderen wichtigen Währungen nach: zum US-Dollar mit -0,7 % nur leicht, zum Austral-Dollar mit -6,4 % am stärksten.

Viele Märkte haben gegenüber ihren im März markierten Tiefständen in einer Gegenbewegung wieder kräftig, US-Aktien über die Hälfte, aufgeholt. Dies schließt keinesfalls aus, dass wir bei unerwarteten negativen Entwicklungen noch einmal neue Tiefstände sehen könnten. Die Volatilität wird in der nächsten Zeit weiterhin hoch bleiben.

Die Börsenentwicklung im April unterstützt unseren Standpunkt, dass Rücksetzer langfristig orientierten Anlegern gute Chancen für Neu-Engagements bieten, was einige unserer Kunden zuletzt auch schon genutzt haben.

Unternehmen im Fokus

Rationalinvest, Zusatzversorgung: Das Biotech-Unternehmen hat in den USA eine Ausnahmegenehmigung zum Einsatz von Remdesivir gegen Covid-19 erhalten. Eine klinische Studie ergab, dass das Medikament den Krankheitsverlauf um mehrere Tage verkürzen kann. Gilead wird 1,5 Millionen Dosen an US-Behörden spenden, was für 100.000 bis 200.000 Behandlungen ausreichen sollte. Bis Jahresende soll die Produktion für die Behandlung von einer Million Patienten hochgefahren werden.

Rationalinvest, Zusatzversorgung: Das US-Gesundheitsunternehmen steigerte im ersten Quartal den Umsatz um 3,3 % auf 20,7 Mrd. USD und den um Sonderfaktoren bereinigten Nettogewinn um 9 % auf 6,2 Mrd. USD. Während Covid-19 im Pharmasegment als Folge vorsorglich höherer Medikamentenbevorratung des Handels und im Endverbrauchersegment durch mehr Verkäufe von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln (etwa Fieber senkende) und Hygieneprodukten (z.B. Mundspülungen) leicht positive Effekte hatte, gab es in der Medizintechnik wegen Störungen in Produktionsabläufen, insbesondere in China, einen spürbaren Rückgang. J&J revidiert deswegen seine Umsatz-/Gewinnprognose für das Gesamtjahr 2020 nach unten. Gleichwohl kann es sich das Unternehmen leisten, die Dividende je Aktie und Jahr aktuell um 6,3 % auf 4,04 USD anzuheben. J&J forciert die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19 auf Basis eigener Forschung, der ab Frühjahr 2021 einsatzbereit sein könnte.

Aktieninvest (Neukauf): CF Industries Holdings ist einer der weltweit führenden Anbieter von stickstoffbasierten Düngemitteln: Ammoniak, Harnstoffe, Ammoniumnitrat, verschiedene Nitratlösungen. Die Endprodukte werden über ein umfangreiches Transportnetz, u.a. Pipelines und Terminals, an Genossenschaften, unabhängige Düngemittelvertriebe sowie industrielle Nutzer geliefert. Produktions- und Absatzschwerpunkt ist Nordamerika, wo reichliche Gasvorkommen und die vorhandene Gastransportinfrastruktur sowie eine flächenmäßig große Landwirtschaft günstige Rahmenbedingungen bieten.

Infolge erhöhter Produktionszahlen und auch der niedrigen Gaspreise auf der Input-Seite hat sich in der Branche verkaufsseitig Preisdruck aufgebaut. In geringerem Maß als bei Mitbewerbern spiegelte sich das auch im CF-Aktienkurs wider. Als jetzt der Corona-bedingte Rücksetzer dazu kam, haben wir günstig in ein US-Unternehmen mit zukunftsträchtigem Geschäftsmodell (Ernährung der schnell wachsen-den Weltbevölkerung erfordert erhöhten Düngemitteleinsatz) investiert.

Zusatzversorgung, Aktieninvest (Nachkauf): Der Lachs-Züchter produzierte im ersten Quartal 83.000 Tonnen Fisch. Die Corona-Pandemie erforderte jedoch auch von Mowi die Implementierung von Schutzmaßnahmen. Dies belastete das operative Ergebnis, weswegen die Entscheidung über die Dividendenzahlung für das erste Quartal verschoben wurde. Der Aktienkurs hat nachgegeben, was wir zum Nachkauf genutzt haben. Als Lebensmittelproduzent dürften die Norweger gut durch die Pandemie kommen und ihre Dividendenfähigkeit grundsätzlich erhalten können.